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Gilead, Landschaft

 

 

 

 

 

 

Weitere Namen

Lokalisierungsvorschläge

Namensformen AT

גלעד gil‘ād. Γαλααδ. „rauer Ort, raue Gegend“

Belege AT

Gen 31,21; Gen 31,23; Gen 31,25; Gen 37,25; Num 32,1; Num 32,26; Num 32,29; Num 32,39-40; Dtn 2,36(?); Dtn 3,10; Dtn 3,12-13; Dtn 3,15-16; Dtn 4,43; Dtn 34,1; Jos 12,2; Jos 12,5; Jos 13,11; Jos 13,25; Jos 13,31; Jos 17,1; Jos 17,5-6; Jos 20,8; Jos 21,38; Jos 22,9; Jos 22,13; Jos 22,15; Jos 22,32; Ri 5,17; Ri 7,3; Ri 10,3(gent.); Ri 10,4; Ri 10,8; Ri 10,17(?); Ri 10,18; Ri 11 passim; Ri 12,4–5; Ri 12,7; Ri 20,1; 1Sam 13,7; 2Sam 2,9; 2Sam 17,26; 2Sam 24,6; 1Kön 2,7(gent.); 1Kön 4,13; 1Kön 4,19; 1Kön 17,1; 2Kön 10,33; 2Kön 15,25(gent.); 2Kön 15,29; Jer 8,22; Jer 22,6; Jer 46,11; Jer 50,19; Ez 47,18; Am 1,3; Am 1,13; Ob 1,19; Mi 7,14; Sach 10,10; Ps 60,9; Ps 108,9; Hld 4,1; Hld 6,5; Esr 2,61; Neh 7,63; 1Chr 2,22; 1Chr 5,9-10; 1Chr 5,16; 1Chr 6,65; 1Chr 26,31; 1Chr 27,21; Personenname: Num 26,29-30; Num 27,1; Num 36,1; Jos 17,1; Jos 17,3; Ri 11,1-2; 1Chr 2,21; 1Chr 2,23; 1Chr 5,14; 1Chr 7,14; 1Chr 7,17

Belege NT

ausserbiblische Belege aus vorhellenistischer Zeit
(BIS CA. 300 v.Chr.)

gal’a[d(d)a]? (neuassyrisch: Parpola, Simo 1970a, 128; Bagg, Ariel M. 2007a, 68–69)

Deuterokanonische Texte und Ausserbiblische Belege
ab hellenistischer Zeit

Γαλααδ (Jdt 1,8; Jdt 15,5; 1Makk 5,9; 1Makk 5,55; Eusebius, Onomastikon 60,15-62,4: Notley, R. Steven / Safrai, Zeʾev 2005a, 61, Nr. 295; Timm, Stefan 2017a, 73,8-74,6, Nr. 295)
Γαλααδιτις (1Makk 5,17; 1Makk 5,20.27.36; 1Makk 13,22; Josephus passim: Möller, Christa / Schmitt, Götz 1976a, 63)
Γαλατις (Polybios 5,71,2)

Beschreibung

Neben einfachem „Gilead“ verwenden alttestamentliche Texte häufig die Bezeichnungen „Land Gilead“ oder „Gebirge Gilead“. Gilead ist demnach der Name einer Landschaft oder einer Region. Die siedlungsgeographischen Texte des Alten Testaments bezeichnen mit Gilead das zentrale Ostjordanland vom Arnontal/Wādī el-Mūǧib im Süden bis zum Baschan, also in etwa bis zum Jarmuktal (Nahr el-Yarmūk), im Norden (Dtn 3,12–13). Der Jabbok/Nahr ez-Zerqā trennt Gilead in einen südlichen Teil, den die Stämme Ruben und Gad beanspruchen, und einen nördlichen Teil, der Halb-Manasse zugedacht ist (Num 32,29; Num 32,39–40; Dtn 3,12–13; Dtn 3,15–16; Jos 12,2; Jos 22,9; vgl. 2Kön 10,33). Mitunter wird angenommen, dass der historisch älteste Haftpunkt der Landschaftsbezeichnung in dem sich vom Jabbok südwärts bis nach eṣ-Ṣalt (2185.1605) erstreckenden Bergland (arabisch el-Belqa) lag (Noth, Martin 1941a = Noth, Martin 1971a, 347−390; Vaux, Roland de 1941a; Weippert, Manfred 1997b; MacDonald, Burton 2000a, 195–199). Dort hat sich der alte Name auf der Ḫirbet Ǧel‘ad (2235.1695) erhalten, wo der nur an wenigen Stellen genannte Ort Gilead zu suchen ist (Hos 6,8; Hos 12,12; vielleicht Dtn 2,36; Ri 10,17; s. Gilead, Ort) (Gaß, Erasmus 2005a, 479–480). Auch Mizpa in Gilead wird in der genannten Region gesucht und daher gern mit Ḫirbet er-Rāšūnī (2220.1710) identifiziert. Die Annahme einer ursprünglich eingegrenzten Bedeutung der Bezeichnung Gilead lässt sich jedoch nur aufrecht erhalten, wenn zuverlässig nachzuweisen ist, dass die Überlieferungen von Ri 5 und die weitgehend südlich des Jabbok spielenden Erzählungen von Ri 10–11, in denen der Ausdruck Gilead eine Stammesbezeichnung sein könnte (Ri 5,7; Ri 10,3), auf die vorstaatliche Zeit zurückgehen. Dies wird mit guten Gründen in Zweifel gezogen (Wüst, Manfried 1975a, 110–115). Zudem zeigen Ortsnamen wie Jabesch-Gilead/Tell el-Maqlub (2144.2011) und Ramot-Gilead/Tell el-Ḥiṣn (2330.2102), dass die Bezeichnung Gilead auch nördlich des Jabbok in alten Ortsnamen zu finden ist (Lemaire, André 1981b). Zweimal ist in Inschriften des assyrischen Königs Tiglat-Pileser III. Gilead als eroberte Stadt urugal’a[d(d)a] erwähnt. Höchstwahrscheinlich ist Ramot-Gilead gemeint (HTAT, 294, Nr. 145 und 146). Die ältere Forschung ging davon aus, dass die Erwähnung einer Stadt (Ramot-)Gilead als Hinweis auf die Existenz einer assyrischen Provinz Gilead zu werten ist (Ottosson, Magnus 1969a; Aharoni, Yohanan 1984a, 390–391; Kellermann, Diether 1991a). Diese Annahme wird heute bezweifelt (Bienkowski, Piotr 2000a, 44–47). Manfred Weippert führt aus, dass die Textbelege nur einige eroberte Orte im Grenzbereich von Israel aufzählen (Weippert, Manfred 1997b). Auch 2Kön 15,29 erzählt lediglich, dass Gilead von Tiglat-Pileser erobert wurde. Aus dem Vers lässt sich die Einrichtung einer assyrischen Provinz nicht ableiten, zumal auch die neben Gilead genannten Ortsnamen nicht als Provinznamen belegt sind. Ebenfalls umstritten ist die Frage, ob der in literarischen Dokumenten der hellenistisch-römischen Zeit bezeugte Terminus Galaaditis eine politische Verwaltungseinheit bezeichnet (Möller, Christa / Schmitt, Götz 1976a, 63–64), zumal er im Bereich zwischen der Ammanitis, dem Gebiet um ‘Ammān, und der Gaulanitis, der Bergregion nordöstlich des Sees Gennesaret (Kinneret, See), mit der Bezeichnung Dekapolis konkurriert. Im Gegensatz zum alttestamentlichen Gebrauch zeigt sich, dass in hellenistisch-römischer Zeit Gilead/Galaaditis nur mehr die Landschaft nördlich des Jabbok, möglicherweise sogar lediglich den nördlichsten Rand derselben, bezeichnet. So liegen einige der in 1Makk 5 und bei Josephus (antiquitates 12) zur Galaaditis gerechneten Orte im Einzugsbereich des Jarmuktals (Gadara/Umm Qēs [2140.2291], Abila/Tell Ābil [231.231]) und am Rand des Ḥaurān-Massivs (Bosora/Buṣrā eš-Šām [2895.2147], Bosor/Buṣrā el-Ḥarīr [2760.2507]), demnach in der Region, die das Alte Testament unter der Bezeichnung Baschan kennt.

 

Autor: Detlef Jericke, 2016; letzte Änderung: 2023-08-08 11:09:15

 

 

 

 

Lexikonartikel

  • RGG3 2 (1958), 1577 (Noth, Martin, Art. Gilead)
  • BHH 1 (1962), 571–572 (Sauer, Georg, Art. Gilead)
  • NBL 1 (1991), 844 (Görg, Manfred, Art. Gilead)
  • ABD 2 (1992), 1020−1022 (Ottosson, Magnus, Art. Gilead)
  • LThK3 4 (1995), 651 (Frevel, Christian, Art. Gilead)
  • WiBiLex 2019 (Koenen, Klaus, Art. Gilead)
  • EBR 10 (2015), 268-276 (Chadwick, Jeffrey R. u.a., Art. Gilead [Place])

 

Literatur

Abel, Félix-Marie 1933a , 276 ;  Vaux, Roland de 1941aNoth, Martin 1941aSimons, Jan 1959a , 36−38.405 §§ 93.1124 ;  Noth, Martin 1959aVaux, Roland de 1967a , 115–149 ;  Ottosson, Magnus 1969aNoth, Martin 1971a , 347–390.489–543 ;  Wüst, Manfried 1975a , 110–115 ;  Möller, Christa / Schmitt, Götz 1976a , 63f ;  Lemaire, André 1981bKellermann, Mechthild u.a. 1985aWaldmann, Helmut / Rademacher, Rochus 1987aSchmitt, Götz 1987aWeippert, Helga 1988a , Register ;  Kessler, Karlheinz 1991aRöllig, Wolfgang / Sader, Hélène S. 1991aKellermann, Diether 1991aBieberstein, Klaus / Mittmann, Siegfried 1991aKellermann, Diether u.a. 1992aJericke, Detlef / Schmitt, Götz 1992aNa’aman, Nadav 1995aNa’aman, Nadav 1995bFrahm, Eckart 1997a , 219f ;  Weippert, Manfred 1997bBienkowski, Piotr 2000a , 44–47 ;  MacDonald, Burton 2000a , 195–199 ;  Na’aman, Nadav 2005a , 40‒55.220–237 ;  Lipiński, Edward 2006a , 267–293 ;  Bryce, Trevor 2009a , 256 ;  Finkelstein, Israel u.a. 2011aJericke, Detlef 2013a , 188–190 ;  Dijkstra, Meindert / Vriezen, Karel 2014aDozeman, Thomas B. 2015a , 485 ;  Sergi, Omer 2016aJericke, Detlef 2020a , 185.187.244 ;  Dozeman, Thomas B. 2020aGaß, Erasmus 2021a , 211.249 ;  Germany, Stephen 2021a