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Afek, Scharonebene

 

 

 

 

 

 

Weitere Namen

Aphek; Antipatris

Lokalisierungsvorschläge

Namensformen AT

אפק ʾapeq. Αφεκ. Afec

Belege AT

Jos 12,18; 1Sam 4,1 ?; 1Sam 29,1 ?; 1Kön 20,26 ?; 1Kön 20,30 ?; 2Kön 13,17 ?

Belege NT

Ἀντιπατρις (Apg 23,31)

ausserbiblische Belege aus vorhellenistischer Zeit
(BIS CA. 300 v.Chr.)

jpq(n), alternative Transkriptionen ʾpqn, 3pqn (ägyptisch [Liste Thutmoses III. Nr. 66]: Simons, Jan 1937a, 112.117;  Aharoni, Yohanan 1984a, 165; [Liste Amenhotep/Amenophis II.]: Edel, Elmar 1953a, 121.133.156; TGI3, 32; Gaß, Erasmus 2005a, 139f; Hannig, Rainer 2006a, 1111)
apqu ? (neuassyrisch: Borger, Riekele 1956a, 112; Parpola, Simo 1970a, 21; Bagg, Ariel M. 2007a, 18f)
ʾpq (aramäisch: Porten, Bezalel 1981a, 36; KAI Text 266,4)

Deuterokanonische Texte und Ausserbiblische Belege
ab hellenistischer Zeit

Πηγαι (Zenon-Papyrus PSI 4,406, Zeile 12: Durand , Xavier 1997a, 168, Nr. 27, Zeile 12)
Ἀντιπατρις (Josephus: Möller, Christa / Schmitt, Götz 1976a, 20; Eusebius, Onomastikon: Timm 82,6f und 86,6f  §§ 321.341; Klostermann 68,15 und 72,4; Notley, R. Steven / Safrai, Zeʾev 2005a, 67.71, §§ 321.341
Ἀφακ (Eusebius, Onomastikon: Timm 23,10f, § 58; Klostermann 22,1 [Ἀφεκ]; Notley, R. Steven / Safrai, Zeʾev 2005a, 22, § 58)
Ἀφεκ (Eusebius, Onomastikon: Timm 41,2f, § 151; Klostermann 34,11f; Notley, R. Steven / Safrai, Zeʾev 2005a, 37, § 151)
Afec (Hieronymus: Timm 23*,9; 41*,1)
Antipatrida (Itinerarium Burdigalense 21: Geyer, Paulus 1898a, 25; Donner, Herbert 2002a, 63)

Beschreibung

Außerbiblische Dokumente

Bei dem ägyptischen Toponym jpq(n) (alternativ ʾpqn, 3pqn), das in Dokumenten des 15. Jh. v.Chr. bezeugt ist (Liste Thutmoses III.; Feldzugsbericht Amenophis II.), handelt es sich mit einiger Sicherheit um das Afek in der Scharonebene (Gaß, Erasmus 2005a, 139f; Hannig, Rainer 2006a, 1111), da der Ort nach drei Plätzen genannt ist, die ebenfalls in der Küstenebene zu finden sind: Jafo (Nr. 62), Lod (Nr. 64) und Ono (Nr. 65; vgl. Aharoni, Yohanan 1984a, 165).
Dagegen ist das in den Ächtungstexten (ca. 19. Jh. v.Chr.) genannte ägyptische Toponym jpqm (alternative Transkriptionen ʾpqm, 3pqm) mit dem zu Ascher gerechneten Afek (s. Afek, Ascher) in Verbindung zu bringen (Hannig, Rainer 2006a, 1111). Lediglich vereinzelt wird eine Identifikation mit dem Afek in der Scharonebene (Gaß, Erasmus 2005a, 140f) oder mit einem hypothetischen ostjordanischen Afek (Afek, ostjordanisch) erwogen (HTAT, 38).
Das in einem Text aus der Zeit Asarhaddons (7. Jh. v.Chr.) erwähnte keilschriftliche (neuassyrische) Toponym apqu wird meist mit dem Afek in der Scharonebene gleichgesetzt (Borger, Riekele 1956a, 112; North, Robert 1960a, 55f; Kessler, Karlheinz 1991a; Gaß, Erasmus 2005a, 140). Der Ort soll an der Grenze zum Land *samena liegen. Dieser Landschaftsname wird als Verschreibung des Namens samerina (Samaria, Landschaft) aufgefasst. Infolgedessen ist die Gleichsetzung von apqu mit dem Afek in der Scharonebene gerechtfertigt. Die Entfernungsangabe im neuassyrischen Textzeugnis (30 Doppelstunden, d.h. ca. 330 km von rapiḫu / Rafaḥ [südwestlich von Gaza]) weist allerdings weiter nach Norden in die Region des Libanongebirges. Daher wird apqu vereinzelt mit einem der nördlich gelegenen Orte namens Afek (Afek, Ascher oder Afek, Libanon) gleichgesetzt (Bagg, Ariel M. 2007a, 19).
Josephus (bellum 2, 513) erwähnt einen „Turm von Afek“ in oder bei der Stadt Antipatris. Antipatris soll zwischen Jerusalem und Caesarea liegen (Apg 23,31), was wiederum auf die Scharonebene weist.
Eusebius erwähnt zwei Mal Antipatris bzw. Antipatridos, einmal im Lemma zu Γελγελ (Timm 82,6f, § 321; Klostermann 68,15), ein zweites Mal zu Γεθθα (Timm 86,6f, § 341; Klostermann 72,4). In beiden Fällen ist die Nachfolgesiedlung von Afek in der Scharonebene gemeint. Zu Γελγελ schreibt der Kirchenvater, der Ort heiße jetzt Γαλγουλις (Galgoulis) und liege 6 Meilen nördlich von Antipatris. Galgoulis wird mit Ǧalǧūliya (1455.1735; 32.1547040 N, 34.9505009 E; vgl. Schmitt, Götz 1995a, 161) gleichgesetzt, ca. 20 km nordöstlich von Ioppe/Jafo bzw. ca. 5 km nördlich von Rās el-ʿAin, wo gewöhnlich Afek/Antipatris loalisiert wird. Γεθθα (alttestamentlich Gittajim) soll nach Eusebius zwischen Antipatris und dem ca. 20 km südlich von Ioppe/Jafo in der Küstenebene gelegenen Ort Iamnia (Yibnā, 1260.1415; 31.8655518 N, 34.7452360 E; vgl. Schmitt, Götz 1995a, 186) liegen (zur Lage der genannten Orte Jericke, Detlef / Schmitt, Götz 1993a). Zu Ἀφεκ bzw. Ἀφακ hat Eusebius zwei Einträge. Im ersten (Timm 23,10f, § 58; Klostermann 22,1) paraphrasiert er Jos 12,18. Hier ist sicher das Afek in der Scharonebene gemeint. Im zweiten Fall (Timm 41,2f, § 151; Klostermann 34,11f) bezieht er sich auf 1Sam 29,1 und lokalisiert Afek bei En-Dor (so LXX zu 1Sam 29,1) in der Jesreelebene (Ebene Jesreel). Diese Interpretation wird mitunter als zusätzliches Argument für die Vermutung herangezogen, dass es ein weiteres Afek in der Jesreelebene gab (Afek, Jesreelebene). Ob der Vers jedoch in der von Eusebius vorgeschlagenen Deutung zu verstehen ist, bleibt umstritten. Vermutlich meint auch 1Sam 29,1 das Afek in der Scharonebene (s.u.).

Altes Testament
 
Jos 12,18 nennt einen „König von Afek“ neben einem „König von Scharon“. LXX zieht das Toponym Scharon zu Afek und liest „König von Afek in Scharon“. Unabhängig davon, welche Lesart bevorzugt wird, ist davon auszugehen, dass Afek in der Scharonebene, d.h. in der Küstenebe zwischen den heutigen Großstädten Tel Aviv (Jafo) und Haifa lag.
Wahrscheinlich ist dort auch das Afek zu suchen, das 1Sam 4,1 und 1Sam 29,1 als Lagerplatz des philistäischen Heers genannt ist. An beiden Stellen ist auch ein Versammlungsplatz des israelitischen Heers genannt, einmal das nicht lokalisierbare Eben-Eser (1Sam 4,1), das andere Mal Jesreel (1Sam 29,1). Da mit Jesreel der Ort in der gleichnamigen Ebene (Ebene Jesreel) gemeint ist, suchten manche hier auch das Afek der Philisterkämpfe (Afek, Jesreelebene).
Eine solche Lokalisierung ist von den genannten Texten her nicht zwangsläufig gefordert. Die Lagerplätze der Philister und der Israeliten müssen nicht als nahe beieinander liegend gedacht sein. Auch die zeitweilige Ausweitung des philistäischen Interessengebiets bis in die Jesreelebene (Ebene Jesreel) hinein (1Sam 31) muss nicht bedeuten, dass das Afek von 1Sam 4,1 bzw. 1Sam 29,1 dort lag. Vielmehr entspricht eine Lage in der Scharonebene am ehesten dem gedachten Grenzbereich zwischen dem philistäischen Kerngebiet in der südlichen Küstenebene Palästinas (Philisterland) und dem israelitischen Siedlungsgebiet im mittelpalästinischen Bergland (Gadot, Yuval 2006a).
Ein eigenes Problem stellt die Lokalisierung des Ortes Afek dar, der im Zusammenhang mit den Kämpfen gegen die Aramäer von Damaskus genannt ist (1Kön 20,26; 1Kön 20,30; 2Kön 13,17). Da 1Kön 20,30 Afek als Stützpunkt der Aramäer beschreibt, wird der Ort meist im nördlichen Ostjordanland, d.h. möglichst nahe am Kerngebiet von Aram-Damaskus, gesucht (Afek, ostjordanisch). Gegen eine Lokalisierung im gebirgigen Ǧōlān oder am schmalen Ostufer des Sees Gennesaret (Kinneret, See) spricht jedoch der Erzählzusammenhang in 1Kön 20. Dieser setzt voraus, dass Afek in einer weitläufigen Ebene lag, in der sich die Aramäer einen optimalen Einsatz ihrer Kriegswagen erhofften (1Kön 20,22-26; 1Kön 20,30; vgl. Gaß, Erasmus 2005a, 139). Daher wird auch für das in den Königebüchern erwähnte Afek eine Lokalisierung entweder in der Jesreelebene (Ebene Jesreel) oder in der nördlichen Scharonebene erwogen (vgl. Afek, Jesreelebene). 2Kön 12,18 erzählt allerdings, dass König Hasaël von Aram-Damskus bis nach Gat vordringt. Da Hasaël anschließend nach Jerusalem zieht (2Kön 12,19), ist vermutlich das philistäische Gat gemeint. Auch in späteren Zeiten zogen die neuassyrischen und die neubabylonischen Könige von Norden kommend zunächst in philistäisches Territorium und von dort aus über die Schefela (Schefela, Juda) nach Jerusalem. Eine zeitweise Kontrolle der philistäischen Küstenebene „von Afek bis ans Meer“ durch Hasaël setzt darüber hinaus der Textüberhang von LXXL in 2Kön 13,22 voraus (Richelle, Matthieu 2010a). Die Verfasser der Königebücher gingen also davon aus, dass die Könige von Aram-Damaskus zur Zeit ihrer größten Machtenfaltung ohne weiteres bis in philistäisches Gebiet (Philisterland) vordringen konnten. Daher ist die Annahme begründet, dass auch der 1Kön 20 erwähnte aramäische Stützpunkt Afek mit dem bereits in ägyptischen Quellen und im Zusammenhang mit den Philisterkämpfen genannten Ort Afek identisch und in der südlichen Scharonebene unweit des philistäischen Kerngebiets zu lokalisieren ist. Neben dem zu Ascher gerechneten Afek (Afek, Ascher) und dem judäischen Afeka (Jos 15,53) gab es in alttestamentlicher Zeit demnach nur mehr ein Afek, das nacheinander von den in Syrien-Palästina dominanten Mächten (Ägypten, Philister, Aram-Damskus, Assyrer) als militärischer und administrativer Stützpunkt genutzt und in hellenistischer Zeit in Antipatris umbenannt wurde.   

Lokalisierung

Afek/Antipatris wird gewöhnlich auf Rās el-ʿAin ca. 15 km nordwestlich von Tel Aviv (Jafo/Yāfā) lokalisiert (Gaß, Erasmus 2005a, 141–144; EBR 2, 305–308). Die Lage entspricht auch den in außerbiblischen Dokumenten genannten Toponymen. Die Ausgrabungen legten eine Stadtanlage mit Befestigungen und öffentlichen Gebäuden aus der Frühbronzezeit II und der Mitttelbronzezeit II frei (Kochavi, Moshe 2000a). In der Spätbronzezeit stand auf Rās el-ʿAin ein residenzartiges Gebäude, das vermutlich einem lokalen ägyptischen Beamten diente (Kochavi, Moshe 1990a). In der Eisenzeit I existierte bis in das 10. Jh. v.Chr. hinein eine unbefestigte Siedlung, deren Kultur nach Ausweis der Keramik philistäisch beeinflusst war. Die Funde aus der Eisenzeit II und aus der persischen Zeit sind spärlich. Erst in hellenistischer Zeit entstand wieder eine städtische Anlage, die in frührömischer Zeit zerstört, im 3./4. Jh. n.Chr. jedoch wieder aufgebaut wurde (EBR 2, 278–281). Insofern entspricht die archäologisch zu erschließende Siedlungsgeschichte von Rās el-ʿAin weitgehend dem literarischen Befund zu Afek/Antipatris.


 

 

Autor: Detlef Jericke, 2023; letzte Änderung: 2023-07-24 12:30:41

 

 

 

 

Lexikonartikel

  • RLA 1 (1928), 122 (Honigmann, Ernst, Art. Apqu)
  • BHH 1 (1962), 102 (Reicke, Bo, Art. Antipatris); 1 (1962), 105 (Bückmann, Otto, Art. Aphek)
  • 1 (1975), 336 (Helck, Wolfgang, Art. Aphek)
  • NBL 1 (1991), 59f (Görg, Manfred, Art. Afek); 1 (1991), 120 (Görg, Manfred, Art. Antipatris)
  • ABD 1 (1992), 272‒274 (Kochavi, Moshe, Art. Antipatris); 1 (1992), 276 (Frankel, Rafael, Art. Aphek [Place], 4. Aphek in Sharon))
  • NEAEHL 1 (1993), 62–72 (Eitan, Abraham / Beck, Pirhiya / Kochavi, Moshe, Art. Aphek [in Sharon])
  • RGG4 1 (1998), 583f (Lipiński, Edward, Art. Aphek [Sharon])
  • WiBiLex 2019 (Gaß, Erasmus, Art. Afek)
  • EBR 2 (2009), 278‒281 (Levin, Yigal, Art. Antipatris); 2 (2009), 305-308 (Levin, Yigal, Art. Aphek 4. In Sharon)

 

Literatur

Smith, George Adam 1895aThomsen, Peter 1907a , 22 ;  Albright, William Foxwell 1922cTolkowsky, S. 1922aAlbright, William Foxwell 1923cAlt, Albrecht 1925b , 50–53 ;  Abel, Félix-Marie 1938a , 246f ;  Noth, Martin 1953a , 72 ;  North, Robert 1960aStoebe, Hans Joachim 1973a , 128-132 ;  Kochavi, Moshe 1975aMöller, Christa / Schmitt, Götz 1976a , 20.29 ;  Kochavi, Moshe u.a. 1979aKochavi, Moshe 1981aKellermann, Mechthild u.a. 1985aWaldmann, Helmut / Rademacher, Rochus 1987aSchmitt, Götz 1987aWagner, Jörg / Rademacher, Rochus 1988aSchmitt, Götz 1988aBunnens, Guy u.a. 1990aKochavi, Moshe 1990aKessler, Karlheinz 1991aKellermann, Diether 1991aKellermann, Diether u.a. 1992aJericke, Detlef / Schmitt, Götz 1992aJericke, Detlef / Schmitt, Götz 1993aFritz, Volkmar 1994a , 135 ;  Schmitt, Götz 1995a , 56 ;  Ehrlich, Carl Stephan 1996a , 72–74 ;  Lipiński, Edward 2000a , 386f ;  Kochavi, Moshe 2000aGaß, Erasmus 2005a , 138–144 ;  Gadot, Yuval 2006aRichelle, Matthieu 2010aHasegawa, Shuichi 2012aDozeman, Thomas B. 2015a , 490 ;  Hofeditz, Ulrich 2020a , 25-27 ;