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Stadt Nahors

 

 

 

 

 

 

Weitere Namen

Lokalisierungsvorschläge

Namensformen AT

עיר נחור ‘îr nāḥôr. ἡ πόλις Ναχωρ

Belege AT

Gen 24,10

Belege NT

ausserbiblische Belege aus vorhellenistischer Zeit
(BIS CA. 300 v.Chr.)

Deuterokanonische Texte und Ausserbiblische Belege
ab hellenistischer Zeit

Beschreibung

Nach Gen 24,10 liegt die „Stadt Nahors“ in Mesopotamien/Aram Naharajim, also im nördlichen Zweistromland. Dorthin bricht der Diener Abrahams auf, um eine Frau für Isaak aus Abrahams Großfamilie zu suchen. Die Erzählungen der Genesis zu Nahor selbst geben keinen Anhaltspunkt, welcher Ort mit der „Stadt Nahors“ gemeint sein könnte. So nennt Gen 11,29 zwar Abraham und Nahor parallel, beim Aufbruch aus Ur nimmt Terach jedoch nur Abraham und Lot mit nach Haran, Nahor scheint zurückzubleiben (Gen 11,29-31). Auch bei der Geburt der Kinder Nahors (Gen 22,20-24) wird kein Wohnort der Familie genannt. Entsprechend lässt die weitere Erzählung in Gen 24 die Identität der „Stadt Nahors“ offen. Konkretere Hinweise sind aus der Jakobgeschichte zu entnehmen. Die Brautschau von Gen 24 führt zur Familie Labans und seiner „Schwester“ Rebekka (Gen 24,19; Gen 25,20; Gen 27,43; Gen 28,5; Gen 29,13). Von Laban wird mehrfach erwähnt, er wohne in Haran (Gen 27,34; Gen 28,10; Gen 29,4). Da Laban auch als „Sohn“ Nahors gilt (Gen 29,5), dürfte mit der „Stadt Nahors“ Haran gemeint sein. Die Verwandtschaftsbezeichnungen innerhalb der Großfamilie sollten allerdings nicht zu eng verstanden werden. Rebekka, die vorgebliche Schwester Labans, wäre nach den ausführlichen Angaben von Gen 24,15, Gen 24,24 und Gen 24,47 eigentlich die Enkelin Nahors. Und Laban spricht auch Rebekkas Sohn Jakob als „Bruder“ an (Gen 29,15). Bezeichnungen wie „Bruder“ oder „Sohn“ zeigen folglich lediglich die Zugehörigkeit zur Großfamilie Nahors und damit im weiteren Sinn zur Großfamilie Abrahams an. Roland de Vaux erwähnt einen Ortsnamen naḫūr (na-ḫu-ur), der in Keilschrifttexten des 2. Jahrtausends v.Chr. belegt sein soll. In neuassyrischen Dokumenten soll er til-naḫiri heissen. Nach den Angaben von de Vaux gehörte er zum Bezirk von ḫarrān, was zu den Überlegungen zur Stadt Nahors passen würde. Allerdings stützt sich de Vaux auf ältere Veröffentlichungen, in neueren einschlägigen Publikationen ist ein solcher Ortsname nicht verzeichnet.

 

Autor: Detlef Jericke, 2017; letzte Änderung: 2019-10-22 17:34:52

 

 

 

 

Lexikonartikel

  • ABD 4 (1992), 997 (Hess, Richard S., Art. Nahor)
  • EBR 20 (2022), 583 (Bührer, Walter, Art. Nahor [Place])

 

Literatur

Gunkel, Hermann 1910a , 252f ;  Vaux, Roland de 1948a , 323 ;  Simons, Jan 1959a , 219 § 376 ;  Vaux, Roland de 1961a , 30 ;  Westermann, Claus 1981a , 472 ;  Jericke, Detlef 2013a , 158f ;