Universität Heidelberg | Theologische Fakultät Trier
Ortsangaben der Bibel (odb)
Start orte Ortsnamen Literatur Karte    

zurück zur Übersicht

 

Aschdod

 

 

 

 

 

 

Weitere Namen

Asdod; Ashdod; Azotus

Lokalisierungsvorschläge

Namensformen AT

אשדוד  ʾašdôd. Ἀσεδωθ, Ἀζωτος. Azotus

Belege AT

Jos 11,22; Jos 13,3 (gent.); Jos 15,46-47; Ri 1,18 LXX; 1Sam 5,1; 1Sam 5,3 (gent.); 1Sam 5,5-7; 1Sam 6,17; Jes 20,1; Jer 25,20; Am 1,8; Am 3,9; Zef 2,4; Sach 9,6; Neh 4,1 (gent.); Neh 13,23-24 (gent.); 2Chr 26,6
 

Belege NT

ausserbiblische Belege aus vorhellenistischer Zeit
(BIS CA. 300 v.Chr.)

*ʾaḏdādu (akkadisch : Belmonte Marín, Juan Antonio 2001a, 3)
jsdd (ägyptisch: Gardiner, Alan H. 1947a, I, 191 Nr. 263; Aḥituv, Shmuel 1984a, 69; Hannig, Rainer 2006a, 1119)
asdūdu (neuassyrisch: Parpola, Simo 1970a, 39f; Bagg, Ariel M. 2007a, 30–32; neubabylonisch: Zadok, Ran 1985a, 32)
ʾšdd (phönizisch: Filigheddu, Paolo 2006a, 159)
Ἀζωτος (Herodot 2,157)

Deuterokanonische Texte und Ausserbiblische Belege
ab hellenistischer Zeit

Ἀζωτος (Jud 2,28; 1Makk 4,15; 1Makk 5,68; 1Makk 9,15; 1Makk 10,77-78; 1Makk 10,83-84; 1Makk 11,4; 1Makk 14,34; 1Makk 16,10; Apg 8,40; Josephus: Möller, Christa / Schmitt, Götz 1976a, 7f; Klaudios Ptolemaios, geographikē 5,16,2: Stückelberger, Alfred / Graßhoff, Gerd 2006b, 572f)
Azotos (Plinius, naturalis historia 5,14,68)
Ἀσδωδ (Eusebius, Onomastikon: Timm 23,6f § 56; Klostermann 20,18–20; Notley R. Steven / Safrai, Zeʾev 2005a, 22 § 56); Asdod (Hieronymus: Timm 23*,5–7)
Ἀζωτος (Eusebius, Onomastikon: Timm 24,8–11 § 61; Klostermann 22,11–14; Notley R. Steven / Safrai, Zeʾev 2005a, 23 § 61); Azotus (Hieronymus: Timm 24*,7–10)
Ἀσδωδ, [Ἀζω]τ[ος] (Mosaikkarte von Mādebā: Donner, Herbert 1992a, 64, Nr. 89)
Ἀζωτος παραλος (Mosaikkarte von Mādebā: Donner, Herbert 1992a, 64, Nr. 90)
Azoton (Tabula Peutingeriana: Keel, Othmar / Küchler, Max 1982a, 263, Abb. 191; https://www.tabula-peutingeriana.de/list.html?segm=9)

 

Beschreibung

Name
 
LXX hat lediglich im Josuabuch – mit Ausnahme von Jos 13,3 – Ἀσεδωθ (bzw. Ἀσηδωθ oder Ἀσιεδωθ) als Transkription des hebräischen Namens, ansonsten die gäzisierte Form Ἀζωτος, die auch in der Literatur der hellenistisch-römischen Zeit belegt ist (Makkabäerbuch, Josephus). Das Onomastikon des Eusebius als früher topographischer Kommentar zu den biblischen Büchern bringt beide griechische Namensformen, ebenso wie die vom Onomastikon abhängige Mosaikkarte von Mādebā.
 
Altes Testament
 
Im Alten Testament gilt Aschdod als Philisterstadt (Jos 13,3; 1Sam 5-6; Jer 25,20) mit einem Tempel für den Stadtgott Dagon (1Sam 5-6). Lediglich Jos 15,46-47 reklamieren den Ort für Juda. Jes 20 scheint den Zugriff Assurs auf Aschdod zur Zeit des assyrischen Königs Sargon II. am Ende des 8. Jh. v.Chr. zu reflektieren (dazu HTAT, 306–309, Nr. 160–163). In nachköniglicher Zeit galt Aschdod als einer der Widersacher Jerusalems (Neh 4,1). Entsprechend wurde gegen die Ehen mit Frauen aus Aschdod polemisiert (Neh 13,23-24). Das 1. Makkabäerbuch erzählt von häufigen Kämpfen in und um den strategisch und ökonomisch wichtigen, von Jerusalem aus gut zu erreichenden Küsten- bzw. Hafenort. Nach wie vor galt Aschdod dabei als im Land der Philister (Philisterland) gelegene Stadt (1Makk 5,68) mit einem Dagontampel (1Makk 10,83-84; 1Makk 11,4). Erklärungsbedürftig ist die Rede von einem „Berg von Aschdod“ (Ἀζωτου ὄρους, 1Makk 9,15).
 
Außerbiblische Belege (Hafen von Aschdod)
 
Der Hafen von Aschdod wird im Alten Testament nicht eigens erwähnt, ist jedoch in neuassyrischen Dokumenten aus dem späten 8. Jh. v.Chr. als asdūdimmu belegt (Bagg, Ariel M. 2007a, 30; HTAT, 306, Nr. 160). Aus der neuassyrischen Namensform wird meist ein hebräisches ʾašdôd-jām („Aschdod am Meer“) erschlossen (englisch „Ashdod-Yam“). Die Mosaikkarte von Mādebā verzeichnet den Hafenort als Ἀζωτος παραλος („Azōtos am Meer“).
 
Lokalisierung
 
Die Gleichsetzung von Aschdod mit dem Siedlungshügel bei dem (1948 zerstörten) palästinensischen Ort Isdūd ist aufgrund der Namensähnlichkeit, der Lage und der Besiedlungsgeschichte unbestritten. Der Platz liegt ca. 4,5 km von der Küstenlinie entfernt im Südwesten der heutigen Stadt Ašdōd. Er kontrollierte vermutlich den dort verlaufenden Abschnitt der internationalen Wegverbindung von Ägypten in die nördliche Levante und nach Mesopotamien (Weg ins Philisterland). Zwischen dem Siedlungshügel und dem Mittelmeer erstrecken sich Sanddünen, die z.T. über 50 m üNN hoch sind. Möglicherweise ist hier der „Berg von Aschdod“ (1Makk 9,15) zu finden.
Der Tell erreicht eine Ausdehnung von ca. 36 ha. Davon entfallen ca. 28 ha auf die Unterstadt und ca. 8 ha auf die leicht erhöhte Oberstadt. Er war nahezu durchgehend vom Chalkolithikum (5./4. Jt. v.Chr.) bis in byzantinische Zeit (4.–7. Jh. n.Chr.) besiedelt. Chalkolithikum und Frühbronzezeit (3. Jt. v.Chr.) sind lediglich durch Keramikfunde nachgewiesen. Die ältesten architektonischen Reste stammen vom Ende der Mittelbronzezeit II (17./16. Jh. v.Chr.). Aus der Spätbronzezeit sind viele ägyptische bzw. ägyptisierende Fundstücke nachgewiesen. Sie deuten darauf hin, dass Aschdod zu dieser Zeit von Ägypten kontrolliert wurde, obwohl der Ortsname nur einmal in ägyptischen Dokumenten erwähnt ist. Die von der philistäischen Kultur geprägte Stadt der Eisenzeit I (12. bis frühes 10. Jh. v.Chr.) beschränkte sich weitgehend auf die Oberstadt, erst ab dem 10. Jh. v.Chr. wurde auch die Unterstadt bebaut. In der frühen Eisenzeit II (9. Jh. v.Chr.) wurden eine massive Stadtmauer und ein 6-Kammer-Tor errichtet. Der Höhepunkt der Besiedlungsgeschichte von Aschdod lag im 8./7. Jh. v.Chr. zur Zeit der neuassyrischen Suprematie. Möglicherweise sind die Reste eines repräsentativen Gebäudes aus dieser Zeit als Teil eines Verwaltungsgebäudes oder Palasts zu deuten (Kogan-Zehavi, Elena 2006a). Da sich die 1962–1972 durchgeführten Ausgrabungen auf die archäologischen Reste der Bronze- und Eisenzeit konzentrierten, ist über das Aussehen der Stadt in den darauffolgenden Perioden wenig bekannt. Bei neueren Rettungsgrabungen wurden einige architektonische Reste aus hellenistischer Zeit sowie Gräber der römischen und der byzantinischen Zeit freigelegt (Kogan-Zehavi, Elena 2006a). Spätestens jedoch seit der römischen Zeit dürfte der Hafen von Aschdod wichtiger gewesen sein als die alte, etwas von der Küstenlinie entfernte Siedlung.
Der in neuassyrischen Dokumenten erwähnte Hafen von Aschdod lag etwa 4,5 km westnordwestlich von Isdūd (vgl. die Kartenskizzen bei Keel, Othmar / Küchler, Max 1982a, 23f, Abb. 23 und 24). Heute wird der Platz Ashdod-Yam (oder deutsch „Aschdod-Jam“, Keel, Othmar / Küchler, Max 1982a, 39) genannt, der alte arabische Name war Mīnat el-Qalʿa (Kellermann, Diether  1991a; Kellermann, Diether u.a. 1992a; Bagg, Ariel M. 2007a, 30). Der Siedlungsplatz wird von einer Festungsanlage aus der Kreuzfahrerzeit dominiert. Reste von Befestigungen sind jedoch auch aus der späten Eisenzeit II (8./7. Jh. v.Chr.) nachgewiesen (Kaplan, Jacob 1969a), ebenso wie Besiedlungsspuren aus persischer, hellenistischer und römischer Zeit (Fantalkin, Alexander u.a. 2016a; https://archaeological.wixsite.com/ashdodyam). Diese Befunde deuten darauf hin, dass der Hafen bereits seit alttestamentlicher Zeit genutzt wurde. Mitunter wird vermutet, dass der Hafen von Aschdod zumindest bis in das frühe 1. Jt. v.Chr. bei dem ca. 5 km weiter nördlich gelegenen Tell Murra/Tēl Mor (heute bei den Hafenanlagen von Ašdōd) lag, bevor er nach Mīnat el-Qalʿa verlegt wurde (EAEHL 3, 889; Keel, Othmar / Küchler Max 1982a, 38; NEAEHL 3, 1073f). Für Tell Murra/Tēl Mor ist eine Besiedlung von der Mittelbronzezeit bis in hellenistische Zeit nachgewiesen. Dass der Platz als Hafen für weiter landeinwärts gelegene Orte diente, ist vorstellbar. Ob er jedoch ʾašdôd-jām genannt wurde, erscheint aufgrund der Entfernung zu Isdūd (gut 7 km; vgl. Keel, Othmar / Küchler, Max 1982a, 24, Abb. 24) fraglich.   
 

 

Autor: Detlef Jericke, 2023; letzte Änderung: 2023-11-16 15:58:27

 

 

 

 

Lexikonartikel

  • BRL (1937), 36f (Art. Asdod)
  • BHH 1 (1962), 138 (Elliger, Karl, Art. Asdod)
  • EAEHL 1 (1975), 103-119 (Dothan, Moshe, Art. Ashdod), 119f (Kaplan, Jacob, Art. Ashdod-Yam); 3 (1977), 889f (Dothan, Moshe, Art. Mor, Tel)
  • BRL2 (1977), 13–15 (Weippert, Helga, Art. Asdod)
  • NBL 1 (1991), 182f (Görg, Manfred, Art. Aschdod)
  • ABD 1 (1992), 477–482 (Dothan, Moshe, Art. Ashdod); 482 (Kaplan, Jacob, Art. Ashdod-Yam); 541f (Redditt, Paul L., Art. Azotus)
  • NEAEHL 1 (1993), 93-102 (Dothan, Moshe, Art. Ashdod); 1 (1993), 102f (Kaplan, Jacob, Art. Ashdod-Yam); 3 (1993), 1073f (Dothan, Moshe, Art. Mor, Tel)
  • LThK3 1 (1993), 1056f (Wenning, Robert, Art. Aschdod)
  • RGG4 1 (1998), 807f (Uehlinger, Christoph, Art. Asdod)
  • EBR 2 (2009), 968-972 (Ben-Shlomo, David, Art. Ashdod); 2 (2009), 972 (Ben-Shlomo, David, Art. Ashdod-Yam); 3 (2011), 190f (Wilson, Mark, Art. Azotus)

 

Literatur

Thomsen, Peter 1907a , 17 ;  Abel, Félix-Marie 1938a , 253f ;  Noth, Martin 1953a , 75 ;  Simons, Jan 1959a , 148 § 318 ;  Dothan, Moshe / Freedman, David Noel 1967aKaplan, Jacob 1969aDothan, Moshe 1971aStoebe, Hans Joachim 1973a , 138 ;  Möller, Christa / Schmitt, Götz 1976a , 7f ;  Wildberger, Hans 1978a , 747-755 ;  Keel, Othmar / Küchler, Max 1982a , 39-48 ;  Dothan, Moshe / Porat, Yosef 1982aKellermann, Mechthild u.a. 1985aWaldmann, Helmut / Rademacher, Rochus 1987aSchmitt, Götz 1987aWagner, Jörg / Rademacher, Rochus 1988aSchmitt, Götz 1988aUssishkin, David 1990a , 77-82 ;  Bunnens, Guy u.a. 1990aKellermann, Diether 1991aBieberstein, Klaus / Mittmann, Siegfried 1991aKellermann, Diether u.a. 1992aJericke, Detlef / Schmitt, Götz 1992aJericke, Detlef / Schmitt, Götz 1993aDothan, Moshe / Porat, Yosef 1994aNaʾaman, Nadav 1997bSafrai, Zeev 2000a , 74f ;  Finkelstein, Israel / Singer-Avitz, Lily 2001aBen-Shlomo, David 2003aFinkelstein, Israel / Singer-Avitz, Lily 2004aNa’aman, Nadav 2005b , 145-172 ;  Dothan, Moshe / Ben-Shlomo, David 2005aKogan-Zehavi, Elena 2006aRösel, Hartmut N. 2011a , 191.258 ;  Fantalkin, Alexander u.a. 2016aSinger-Avitz, Lily 2018aAster, Shawn Zelig 2021aHagemeyer, Felix 2023aFantalkin, Alexander u.a. 2024aFantalkin, Alexander u.a. 2024b