Universität Heidelberg | Theologische Fakultät Trier
Ortsangaben der Bibel (odb)
Start orte Ortsnamen Literatur Karte    

zurück zur Übersicht

 

Land der Söhne des Ostens

 

 

 

 

 

 

Weitere Namen

East Country; People of the East

Lokalisierungsvorschläge

Namensformen AT

ארץ (בני־)קדם ’æræṣ (benê-)qædæm. ἡ γή ’ανατωλών

Belege AT

Gen 25,6; Gen 29,1

Belege NT

ausserbiblische Belege aus vorhellenistischer Zeit
(BIS CA. 300 v.Chr.)

Deuterokanonische Texte und Ausserbiblische Belege
ab hellenistischer Zeit

Beschreibung

Gen 29,1 erzählt, dass Jakob ins „Land der Söhne des Ostens“ zieht. Dem Erzählzusammenhang nach könnten entweder Wüstengebiete östlich des ostjordanischen Kulturlands oder die Gegend um Haran in Nordsyrien gemeint sein, wohin Jakob schließlich gelangt (Gen 29,4). Eine Gen 29,1 vergleichbare Ortsangabe findet sich Gen 25,6, wo es heißt, dass Abraham die Söhne seiner Nebenfrauen ins „Ostland“ ’æræṣ qædæm (Morgenland) und damit weit weg von Isaak schickt. Die Söhne der Nebenfrauen, also Ismael und die Kinder der Ketura (Gen 25,1−4), stehen größtenteils für arabische Stämme. Das „Ostland“ bzw. das „Land der Söhne des Ostens“ meint daher zunächst die Wüstengebiete östlich und südlich des syrisch-palästinischen Kulturlands, die vorzugsweise von Nomaden bewohnt waren, zu denen im weitesten Sinn auch die Verwandten Jakobs gehören sollen, da sie − nach den Erzählungen von Gen 29-31 − von der Kleinviehzucht leben. Die weiteren Belege zu den „Söhnen des Ostens“ im Alten Testament weisen ebenfalls in die von arabischen Gruppen bewohnten Wüstengebiete. Ri 6-7 werden die „Söhne des Ostens“ neben Midian und Amalek stereotyp als eine dritte Gruppe früharabischer Nomaden genannt. Wenn 1Kön 5,10 eine geographische Abfolge zugrunde liegt, dann sind die „Söhne des Ostens“ zwischen Syrien-Palästina und Ägypten gedacht. Nach der eschatologisch geprägten Überlieferung von Jes 11 scheint ihr Siedlungsgebiet östlich bzw. südöstlich des ostjordanischen Kulturlands zu liegen: Wenn Juda und Efraim aus der Exilierung zurückkehren und nach Westen vordringen, plündern sie die „Söhne des Ostens“ aus und gelangen so nach Edom, Moab und Ammon (Jes 11,14). In die Region südöstlich des edomitischen Kernlands weist auch Jer 49,28, wo die „Söhne des Ostens“ parallel zu Kedar stehen. Kedar meint Gruppen im Nordwesten Arabiens und am Rand des südostjordanischen Berglands (NBL 2, 457–458; Jericke, Detlef 2003a, 82−84). Unter Berücksichtigung aller Textbeobachtungen sollte daher das „Land der Söhne des Ostens“ Nordarabien oder Teile dieser Region bezeichnen.

 

Autor: Detlef Jericke, 2016; letzte Änderung: 2019-10-12 18:05:16

 

 

 

 

Lexikonartikel

  • NBL 2 (1995), 457–458 (Knauf, Ernst-Axel, Art. Kedar und Kedrener)
  • ABD 2 (1992), 248 (Williams, David Salter, Art. East Country); 2 (1992), 249 (Knauf, Ernst-Axel, Art. East, People of the)

 

Literatur

Simons, Jan 1959a , 13 § 35 ;  Knauf, Ernst Axel 1990cJericke, Detlef 2003a , 82−84 ;  Kitchen, Kenneth A. 2010bJericke, Detlef 2013a , 188f ;  Beaulieu, Paul-Alain 2013aKnapp, Andrew 2014aOverlaet, Bruno / Haerinck, Ernie 2014a