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Rissa

 

 

 

 

 

 

Weitere Namen

Lokalisierungsvorschläge

Namensformen AT

רסה  rissāh. Δεσσα. Ressa

Belege AT

Num 33,21-22

Belege NT

ausserbiblische Belege aus vorhellenistischer Zeit
(BIS CA. 300 v.Chr.)

Deuterokanonische Texte und Ausserbiblische Belege
ab hellenistischer Zeit

Γερασα (Klaudios Ptolemaios, geographikē 5,17,4)
Ῥεσσα (Eusebius: Onomastikon: Timm 187,5, Nr. 772; Klostermann 144,3; Notley, R. Steven / Safrai, Zeʾev 2005a, 135, Nr. 769)
Rasa (Tabula Peutingeriana: https://www.tabula-peutingeriana.de/list.html?alfa=n#R)

Beschreibung

Rissa ist ein Lagerplatz der Israeliten auf ihrer Wüstenwanderung. Der Ort ist nur im Stationenverzeichnis Num 33 erwähnt. Nach Num 33,21-22 soll er zwischen Libna (Libna, Sinai) und Kehelata liegen. Die Namensform des MT wird durch die Vulgata (Ressa) bestätigt, während die Schreibung Δεσσα der LXX auf einer Verwechlung der hebräischen Konsonanten reš und dalet beruhen dürfte. Die Bedeutung des Namens rissāh ist ungeklärt. Die Deutung als „Ruine“ (Seebass, Horst 2007a, 308) ist lediglich eine Vermutung.
Unter den Voraussetzungen, dass (a) der Berg Sinai (Sinai, Berg) in Nordwest-Arabien zu finden und (b) in Num 33 ein Stationenverzeichnis eines Pilgerwegs zu diesem Berg verarbeitet ist sucht Martin Noth Rissa in dieser Region. Er verweist auf die Oase Šarma an der Ostküste des Roten Meers westlich der Mündung des Golfs von ʿAqaba (Noth, Martin 1940a, 23f = Noth, Martin 1971a, 70; zur Lage Schmitt, Götz 2001a). Auch Jean Koenig sucht Rissa in dieser Region. Er schlägt die Wasserstelle Bīr el-Qena in den Lavafeldern ca. 80 km südlich der heutigen Stadt Tabūk vor (Koenig, Jean 1964a, 203). Nach seiner Karteneinzeichnung käme dabei Rissa zwischen Ritma bzw. Libna (Libna, Sinai) und dem Naqb el-Biyār zu liegen, wo Noth Rimmon-Perez sucht. Dies entspricht nicht der Reihenfolge der Ortsnamen in Num 33. Darüber hinaus sprechen noch weitere Gründe gegen das von Noth und Koenig vertretene Verständnis von Num 33 (Davies, Graham I. 1979a, 87–89).
Die meisten Auslegenden suchen daher die Num 33 genannten Orte westlich des Golfs von ʿAqaba, insbesondere auf der Sinaihalbinsel zwischen ʿAin Ḫuḍra (vielleicht Hazerot) im Süden und dem Gebiet von Kadesch-Barnea im Norden. Gut 100 km nördlich von ʿAin Ḫuḍra bzw. ca. 60 km nordwestlich von ʿAqaba (Luftlinie) liegt der von Abel für die Lokalisierung von Rissa vorgeschlagene Ort Kuntilet el-Ǧerāfi (Abel, Félix-Marie 1938a, 214). Der Vorschlag von Abel hat allerdings keine breite Zustimmung gefunden. Die meisten Kommentierenden lassen die genaue Lagebestimmung von Rissa offen (Simons, Jan 1959a, 255f § 431; Levine, Baruch A. 2000a, 519; Seebass, Horst 2007a, 380).
Die Peutinger-Karte verzeichnet einen Ort Rasa, der 32 römische Meilen (ca. 48 km) nördlich von Aila (ʿAqaba) auf dem Weg in den Negeb Richtung Elousa liegen soll. Vermutlich ist der Ort identisch mit mit dem bei Ptolemaios genannten Gerasa (Schmitt, Götz 1995a, 270). Kuntilet el-Ǧerāfi liegt zumindest in der Region, in der Rasa zu suchen ist, auch wenn die Entfernung von ʿAqaba (ca. 60 km Luftlinie, ca. 80 km auf dem Landweg) nicht genau den Angaben der Peutinger-Karte entspricht. Bemerkenswert ist jedoch die relative Übereinstimmung, da die Entfernung von ʿAqaba nach ʿAin Ġaḏyān in der Araba, wo die auf der Karte nach Aila genannte Station Ad Dianam lokalisiert wird (Schmitt, Götz 1995a, 37; Jericke, Detlef / Schmitt, Götz 1993a), mit ca. 40 km weitgehend dem Landweg zwischen ʿAin Ġaḏyān und Kuntilet el-Ǧerāfi entspricht. Dies lässt sich mit der Peutinger-Karte vergleichen, wo der Abstand zwischen Aila und Ad Dianam genauso mit 16 Meilen angegeben wird wie die Distanz zwischen Ad Dianam und Rasa. Sollte der alttestamentliche Name Rissa sich in Gerasa/Rasa erhalten haben, wäre daher der Lokalisierungsvorschlag von Abel erwägenswert.
 

 

Autor: Detlef Jericke, 2022; letzte Änderung: 2022-12-05 12:57:52

 

 

 

 

Lexikonartikel

  • ABD 5 (1992), 775 (White, Sidnie Ann, Art. Rissah)

 

Literatur

Palmer, Edward Henry 1871b , 508f ;  Lagrange, Marie-Joseph 1900a , 277 ;  Abel, Félix-Marie 1938a , 214 ;  Noth, Martin 1940a , 23f ;  Simons, Jan 1959a , 255f § 431 ;  Koenig, Jean 1964a , 203 ;  Noth, Martin 1971a , 70 ;  Davies, Graham I. 1979a , 87–89 ;  Schmitt, Götz 1995a , 170 ;  Levine, Baruch A. 2000a , 519 ;  Oblath, Michael D. 2004a , 133 ;  Seebass; Horst 2007a , 380 ;