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Saba

 

 

 

 

 

 

Weitere Namen

Sheba

Lokalisierungsvorschläge

Namensformen AT

שבא šebā’. Σαβα

Belege AT

1Kön 10,1; 1Kön 10,4; 1Kön 10,10; 1Kön 10,13; Jes 60,6; Jer 6,20; Ez 27,22-23; Ez 38,13; Ps 72,10; Ps 72,15; Hi 1,15; Hi 6,19; 2Chr 9,1; 2Chr 9,3; 2Chr 9,9; 2Chr 9,12; PN: Gen 10,7; Gen 10,28; Gen 25,3; 1Chr 1,9; 1Chr 1,22; 1Chr 1,32

Belege NT

ausserbiblische Belege aus vorhellenistischer Zeit
(BIS CA. 300 v.Chr.)

sab’a (neuassyrisch: Parpola, Simo 1970a, 297)
sb’ (altsüdarabisch: Al-Sheiba, Abdallah Hassan 1987a, 33)

Deuterokanonische Texte und Ausserbiblische Belege
ab hellenistischer Zeit

Σαβαιος (Josephus, antiquitates 1,135)
Σαβαιοι (Klaudios Ptolemaios, geographikē 6,7,23: Stückelberger, Alfred / Graßhoff, Gerd 2006b, 628f) [s. der Minäer Μιναιοι, am pers golf im süden des gebirges]
Σαβη (Σαυη) (Klaudios Ptolemaios, geographikē 6,7,38.42; 8,22,15: Stückelberger, Alfred / Graßhoff, Gerd 2006b, 632‒635.870f) [6,7,42 königsstadt βασιλειον; 6,7,38; 8,22,15 in arabia felix Εὐδαίμονη Ἀραβία]
šb’ (Targume zu Gen 10, 7: Sperber, Alexander 1959a, 14; Díez Macho, Alejandro 1968a, 52f; Díez Macho, Alejandro 1988a, 62)

Beschreibung

In den genealogischen Listen des Alten Testaments wird Saba unterschiedlich eingeordnet. Entweder wird er als Nachkomme des zu Ham zählenden Kusch, und hier speziell als Sohn Ragmas (Gen 10,7; 1Chr 1,9), oder als Nachfahre Sems in der fünften Generation gelistet (Gen 10,28; 1Chr 1,22). Bei den Nachkommen von Abrahams Frau Ketura erscheint er unter den Söhnen von Jokschan (Gen 25,3; 1Chr 1,32). In allen Fällen ist Saba in Verbindung mit Namen genannt, die auf die arabische Halbinsel weisen (u.a. Dedan, Hazarmawet, Ragma). Die unterschiedlichen genealogischen Zuweisungen zeigen lediglich, dass es sich bei den Listen um literarische Konstrukte handelt, die auf zeitgenössisch bekannte Namen von Stämmen und Territorien zurückgreifen. Da in Dokumenten aus der zweiten Hälfte des 1. Jahrtausends v.Chr. Namensformen, die der Konsonantenfolge šb/sb’ entsprechen, vergleichsweise häufig in Arabien und Ostafrika belegt sind (vgl. Seba), taucht der Name Saba an verschiedenen Stellen der Genalogien auf. LXX folgt hier dem Sprachgebrauch des masoretischen Texts weitgehend, lediglich in Gen 10,28 hat sie Σαβευ statt der gängigen Übersetzung Σαβα für hebräisch šebā’. Der letztgenannten Variante folgt auch tendenziell Josephus, der zwischen Σαβαιος (antiquitates 1,135 zu Gen 10,7) und Σαφας (antiquitates 1,147 zu Gen 10,28) unterscheidet. Manche moderne Übersetzungen versuchen ebenfalls zu variieren und schreiben in Gen 10,28 und Gen 25,3, teilweise auch in den Parallelstellen der Chronikbücher, Scheba bzw. Sheba (vgl. Scheba, Arabien). Diese Varianten sind jedoch philologisch und sachlich nicht zutreffend. Die Profetenbücher des Alten Testaments verwenden Saba durchgehend als Ortsangabe. Die wirkungsgeschichtlich bedeutsamste Überlieferung ist die Erzählung von der legendären Königin von Saba, die an Salomos Hof erscheint (1Kön 10,1-10; 2Chr 9,1-9). Aus dem Text ist zu entnehmen, dass in Saba Wertstoffe wie Gold, Edelsteine und Balsam verfügbar sind. Ähnliche Güter nennen die Belege zu Saba in den Schriftprofeten und in den Psalmen. Zusätzlich ist noch Weihrauch aufgeführt (Jes 60,6; Jer 6,20). Die genannten Hinweise der alttestamentlichen Texte stüzten die breit akzeptierte Gleichsetzung von Saba mit dem Territorium der Sabäer, die nach altsüdarabischen Dokumenten und nach den Angaben des Ptolemaios im Süden der arabischen Halbinsel, im Gebiet des heutigen Jemen siedelten. Im Kern  handelte es sich um ein Stammesgebiet im zentraljemenitischen Hochland, das etwa von Ṣan‘ā’ (Sanaa), der heutigen Hauptstadt des Jemen, bis zum ca. 150 km weiter östlich gelegenen alten sabäischen Zentralort Ma’rib reichte. Vom ausgehenden 8. bis etwa zum 4. Jh. v.Chr. kontrollierten die Sabäer zeitweise auch nördlich und südlich benachbarte Territorien, so dass ein Machtgebilde entstand, das große Teile des heutigen Jemen umfasste. Im Altertum galt die Region neben Teilen Ostafrikas (v.a. im heutigen Eritrea) als Anbaugebiet für Weihrauch und als Ausgangspunkt eines internationales Handelwegs, der sogenannten Weihrauchstraße, die in vorrömischer Zeit über Dedan und Petra bis nach Gaza ans Mittelmeer bzw. über Damaskus nach Nordsyrien und ins Zweistromland führte.
 

 

Autor: Detlef Jericke, 2017; letzte Änderung: 2019-10-22 17:09:23

 

 

 

 

Lexikonartikel

  • RGG3 5 (1961), 1256f (Höfner, Maria, Art. Sabäer und Minäer)
  • BHH 3 (1966), 1632 (Höfner, Maria, Art. Saba)
  • NBL 3 (2001) 387f (Walter W.Müller, Art. Saba)
  • ABD 5 (1992), 1169f (Ricks, Stephen D., Art. Sheba [Person], 1. Sabeans)
  • DNP 10 (2001), 1177‒1179 (Müller, Walter W., Art. Saba’, Sabaioi)
  • WiBiLex 2014 (Stein, Peter, Art. Saba)

 

Literatur

Gunkel, Hermann 1910a , 154 ;  Skinner, John 1951a , 203f ;  Simons, Jan 1959a , 84f § 232 ;  Speiser, Ephraim Avigdor 1964a , 70 ;  Westermann, Claus 1974a , 683 ;  Lipiński, Edward 1992a , 147‒149 ;  Knauf, Ernst Axel 1994aLemaire, André 2002bRobin, Christian / Maigret, Alessandro de 2010aLemaire, André 2010cArbach, Mounir / Rossi, Irene 2014aArbach, Mounir / Rossi, Irene 2015a Klotz, David 2015aKribus, Bar 2016aCharloux, Guillaume / Schiettecatte, Jérémie 2016aStein, Peter 2017aLipiński, Edward 2018a , 82-88 ;  Gertz, Jan Christian 2018a , 326 ;