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Damaskus

 

 

 

 

 

 

Weitere Namen

Damaskos; Damascus

Lokalisierungsvorschläge

Namensformen AT

דמשק dammæśæq. Δαμασκος

Belege AT

Gen 14,15; Gen 15,2; 2Sam 8,5–6; 1Kön 11,24; 1Kön 15,18; 1Kön 19,15; 1Kön 20,34; 2Kön 5,12; 2Kön 8,7; 2Kön 8,9; 2Kön 14,28; 2Kön 16,9−12; Jes 7,8; Jes 8,4; Jes 10,9; Jes 17,1; Jes 17,3; Jer 49,23−24; Jer 49,27; Ez 27,18; Ez 47,16−18; Ez 48,1; Am 1,3; Am 1,5; Am 3,12; Am 5,27; Zef 2,9(LXX); Sach 9,1; Hld 7,5; 1Chr 18,5−6; 2Chr 16,2; 2Chr 24,23; 2Chr 28,5; 2Chr 28,23

Belege NT

ausserbiblische Belege aus vorhellenistischer Zeit
(BIS CA. 300 v.Chr.)

tmśq, tmsqw (ägyptisch: Belmonte Marín, Juan Antonio 2001a, 64; Hannig, Rainer 2006a, 1202)
*dimašqu (akkadisch: Belmonte Marín, Juan Antonio 2001a, 64)
dimašqa (neuassyrisch: Parpola, Simo 1970a, 103f; Bagg, Ariel M. 2007a, 60−62)
dmšq (aramäisch: KAI 215,18)

Deuterokanonische Texte und Ausserbiblische Belege
ab hellenistischer Zeit

drmśq (1QGenAp 22,5.10: Beyer, Klaus 1984a, 182f; García Martínez, Florentino / Tigchelaar, Eibert J.C. 1997a, 46; Ziemer, Benjamin 2005a, 52f; Machiela, Daniel A. 2009a, 81f)
Δαμασκος (Jdt 1,7; Jdt 2,27; Jdt 15,5; 1Makk 11,62; 1Makk 12,32Apg 9,2–3; Apg 9,8; Apg 9,10; Apg 9,19; Apg 9,22; Apg 9,27; Apg 22,5–6; Apg 22,10–11; Apg 26,12; Apg 26,20; 2Kor 11,32; Gal 1,17; Strabon 16, 2.20; Josephus, antiquitates 1,145 u.ö.; Klaudios Ptolemaios, geographikē 5,15,9.22; 8,20,13: Stückelberger, Alfred / Graßhoff, Gerd 2006b, 562.568.856; Eusebius, Onomastikon 36,6; 76,4; 88,20; 90,4: Notley, R. Steven / Safrai, Ze’ev 2005a, 39.74f.86f, Nr. 165.368.442.450; Timm, Stefan 2017a, 43 Zeile 6. 93 Zeile 2f, Nr. 165.368; 110, in Nr. 443; 112,4 in Nr. 451; Georgios Kyprios 989: Gelzer, Heinrich 1890a, 50)
Δαμασκηνη (Jdt 1,12; Josephus, antiquitates 1,160)
Damascus (Plinius, naturalis historia 5,74.88f; Hieronymus, In Ezechielem 27,18: MignePL 25, 257; Antoninus Placentinus 46: Geyer, Paulus 1898a, 190; Donner, Herbert 2002a, 292; Arkulf/Adomnanus 2, XXVIII: Geyer, Paulus 1898a, 276; Donner, Herbert 2002a, 375f)
Damasco (Theodosius 24: Geyer, Paulus 1898a, 147; Donner, Herbert 2002a, 207)
Damaspo (Tabula Peutingeriana: Ronca, Fabrizio u.a. 2009a, Segment IX; Rathmann, Michael 2016a, 84f; www.euratlas.net/cartogra/peutinger/)

Beschreibung

In der Genesis ist Damaskus zu dem Gebiet gerechnet, das Abraham noch kontrolliert. Die Aktion Abrahams gegen die vier Großkönige aus Mesopotamien geht über Damaskus hinaus bis Hoba (Gen 14,15). Aus Damaskus stammt auch Abrahams Diener Eliëser (Gen 15,2). Die Grenzbeschreibungen im Ezechielbuch setzen voraus, dass Damaskus außerhalb Kanaans liegt (Ez 47, 17-18; Ez 48,1). Abraham kontrolliert demnach ein Territorium, das über die Grenzen Kanaans hinausreicht. Am häufigsten wird die Stadt in den Erzählungen der Königebücher und im Jesajabuch erwähnt. Damaskus gilt als Residenz der Herrscher von Aram-Damaskus (2Sam 8,5‒6; vgl. 1Chr 18, 5-6), wobei zwischen dem Namen der Stadt (Damaskus) und der Bezeichnung des Königtums (Aram, griech. Συρια) unterschieden wird (2Kön 8,7; 2Kön 8,9; Jes 7,8; 2Chr 16,2; 2Chr 28,5; 2Chr 28,23). Bereits David soll gegen Aram-Damaskus gekämpft haben (2Sam 8,5-6). Im 9. Jh. v.Chr. standen die Omriden in spannungsvoller Beziehung zu Aram-Damaskus. Die Texte schildern sowohl Auseinandersetzungen als auch zeitlich begrenzte Bündnisse (vgl. 1Kön 20,34). Die gegen die omridischen Könige auftretenden Profeten Elija und Elischa werden als Vertraute der aramäischen Könige dargestellt. Elija erhält den Auftrag, Hasaël zum König zu salben (1Kön 19,15) und Elischa sucht den erkrankten Ben-Hadad auf (2Kön 8). Unter dem Druck der vorrückenden Assyrer kommt es im ausgehenden 8. Jh. v.Chr. zu einer Koalition zwischen Israel-Samaria und Aram-Damaskus, wobei Israels König Pekach und der aramäische Herrscher Rezin versuchen, den Judäer Ahas in das antiassyrische Bündnis einzubeziehen (2Kön 16,5; Jes 7-8). Ahas schlägt sich jedoch auf die Seite Assurs. Nachdem der neuassyrische König Tiglat-Pileser III. Damaskus eingenommen hat (732 v.Chr.), kommt Ahas in die Stadt, liefert Tribut ab und lässt am Jerusalemer Tempel einen Altar nach einem in Damaskus vorgefundenen Muster errichten (2Kön 16,7−16). In den Profetenbüchern finden sich daher ähnliche Gerichtsworte gegen Damaskus wie gegen Assur oder Babylon (Jes 17; Jer 49). Im Neuen Testament gilt Damaskus als Zentrum einer jüdischen Diasporagemeinde und als Ort des Bekehrungserlebnisses des Apostels Paulus (Apg 9; Apg 22). Dass die antike Stadt im Bereich der Altstadt der heutigen Metropole des Staates Syrien (arabisch Dimašq, mitunter aš-Šām) lag, ist unbestritten. Damaskus ist eine östlich des Antilibanon-Gebirges gelegene Oasenstadt, die vom Nahr Baradā (atl. Abana, 2Kön 5,12) mit Wasser versorgt wird. Aufgrund dieser Lage war die Stadt ein wichtiger Verkehrsknotenpunkt. Durch Damaskus führten sowohl überregionale Wegverbindungen von der phönizischen Mittelmeerküste über Pässe im Libanon- und Antilibanon-Gebirge in Richtung Zweistromland als auch die im Alten Testament „Königsstraße“ (Num 20,17; Num 21,22) bzw. in der römischen Kaiserzeit „Via nova (Traiana)“ genannte Route, die Nordwest-Arabien entlang des ostjordanischen Hochlands mit dem Zweistromland verband (Jericke, Detlef / Schmitt, Götz 1992a). Aufgrund der flächendeckenden modernen Bebauung wurden mit Ausnahme eines Orthostaten, der im Bereich der großen Moschee gefunden wurde und aus dem 9./8. Jh. v.Chr. stammen dürfte, keine archäologischen Reste aus vorhellenistischer Zeit freigelegt. In Textzeugnissen ist die Stadt seit dem 15. Jh. v.Chr. erwähnt, erstmals in der „Palästinaliste“ Pharao Thutmoses III. In Amarnabriefen ist Damaskus als Zentrum der Landschaft *upu (auch upe u.ä., atl. Hoba [Gen 14,15]) genannt (Belmonte Marín, Juan Antonio 2001a, 28; s.o. 3.38). Überregionale Bedeutung erhielt die Stadt im 1. Jt. v.Chr. als Residenz des expandierenden Kleinkönigtums Aram. Aram-Damaskus stand mehrfach an prominenter Stelle in Koalitionen syrisch-palästinischer Kleinkönigtümer gegen die vorrückenden Assyrer. Eine solche Koalition, der auch König Ahab von Israel-Samaria (Samaria, Landschaft) angehörte, konnte durch einen Erfolg in der Schlacht von Qarqar im Jahr 853 v.Chr. die Expansion Assurs für kurze Zeit verzögern (HTAT, 254−260, Nr. 106f). Die wechselvollen Beziehungen der benachbarten Königtümer Aram-Damaskus und Israel-Samaria dokumentiert die Steleninschrift von Dan (Tell el-Qāḍī 2122.2948). Im 9. Jh. v.Chr., als die Inschrift aufgestellt wurde, konnte Aram-Damaskus zeitweise das Gebiet am Oberlauf des Jordan südlich des Hermonmassivs kontrollieren. Zumindest nimmt der nicht namentlich genannte Auftraggeber der Inschrift, vermutlich Hasaël von Damaskus, für sich in Anspruch, die Könige von Israel und Juda („Haus David“) bezwungen zu haben. Da die Stele im 8. Jh. v.Chr. zerstört wurde und die Bruchstücke als Baumaterial Verwendung fanden, ist davon auszugehen, dass in dieser Zeit wieder die Könige von Israel-Samaria die Region um Dan beherrschten. Neuassyrische Dokumente nennen das Königtum Aram-Damaskus teilweise bīt-ḫazā-il „Haus Hasaël“ (Bagg, Ariel M. 2007a, 49), meist verwenden sie jedoch die schwierig zu verstehende Bezeichnung ša-imērīšu „Eselland“ (Parpola, Simo 1970a, 328; Bagg, Ariel M. 2007a, 238f ) bzw. „Eseltreiberland“ (TUAT 1, 371 u.ö. [Bearbeiter Rykle Borger]). Mit der letztgenannten Übersetzung könnte angedeutet sein, dass Aram-Damaskus aus Sicht der neuassyrischen Herrscher ein wichtiges Durchgangsland für Karawanen war, was der verkehrsgeographischen Lage entspricht. Nach der Eroberung durch Tiglat-Pileser III. im Jahr 732 v.Chr. wurde das Königtum Aram-Damaskus in eine Provinz des neuassyrischen Imperiums umgewandelt (2Kön 16; HTAT, 294, Nr. 145f). Der Provinzstatus scheint in neubabylonischer und persischer Zeit weitgehend unverändert weiterbestanden zu haben. Strabon (16,2.20) bezeichnet Damaskus als die bedeutendste Stadt im südwestlichen Teil des persischen Weltreichs. Auch in der Zeit der Diadochenherrschaften blieb die Stadt eine wichtige Metropole (1Makk 11,62; 1Makk 12,32). Damaskus gehörte zum Seleukidenreich, lag jedoch zumindest im 3. Jh. v.Chr. im Grenzgebiet seleukidischer und ptolemäischer Interessen. Seit 66 v.Chr. gehörte die Stadt nominell zum römischen Imperium, wurde jedoch im 1. Jh. v.Chr. und im 1. Jh. n.Chr. zeitweise von nabatäischen Herrschern kontrolliert (2Kor 11,32). Im Bereich der heutigen Altstadt wurden Reste des hellenistisch-römischen Straßensystems, ein Tempelbezirk für ein Jupiter-Heiligtum und Teile einer Kolonnadenstraße aus spätrömisch-byzantinischer Zeit freigelegt. Außerdem sind Reste von Kirchen und einer Synagoge nachgewiesen. Seit dem 4. Jh. n.Chr. ist Damaskus als Bischofssitz bezeugt. 656 n.Chr. wurde die Stadt Hauptstadt des ummayadischen Imperiums, das bis zur Mitte des 8. Jh. n.Chr. Bestand hatte. Zu Anfang des 8. Jh. n.Chr. wurde im Bereich des römischen Temenos die große Mosche („Ummayadenmoschee“) errichtet, die bis in jüngste Zeit (2015) markantes Zentrum der Damaszener Altstadt ist.

 

 

Autor: Detlef Jericke, 2016; letzte Änderung: 2023-02-01 15:46:34

 

 

 

 

Lexikonartikel

  • RLA 2 (1938), 104 (Honigmann, Ernst, Art. Damaskus)
  • BRL (1937), 124f
  • RGG3 2 (1958), 22-24 (Galling, Kurt, Art. Damaskus)
  • BHH 1 (1962), 313 (Elliger, Karl, Art. Damaskus)
  • BRL2 (1977), 54–55 (Galling, Kurt, Art. Damaskus)
  • NBL 1 (1991), 379−381 (Görg, Manfred, Art. Damaskus)
  • ABD 2 (1992), 5−7 (Pitard, Wayne Thomas, Art. Damascus)
  • LThK3 2 (1994), 1382−1384 (Niehr, Herbert/Freyberger, Klaus S./van Esbroeck, Michael, Art. Damaskus)
  • DNP 3 (1997), 293−297 (Klengel, Horst/Leisten, Thomas, Art. Damaskos)
  • RGG4 2 (1999), 526f (Weber, Thomas u.a., Art. Damaskus)
  • WiBiLex 2020 (Niehr, Herbert, Art. Damaskus [AT])
  • EBR 6 (2013), 29-36 (Maeir, Aren M. u.a., Art. Damascus)

 

Literatur

Thomsen, Peter 1907a , 54 ;  Watzinger, Carl / Wulzinger, Karl 1921aAbel, Félix-Marie 1938a , 301f ;  Simons, Jan 1959a , 215.357 §§ 362−3.885−7 ;  Waldmann, Helmut 1983aWagner, Jörg 1983aPirker, Siegfried / Timm, Stefan 1984aWaldmann, Helmut 1985aSeibert, Jakob 1985aKellermann, Mechthild u.a. 1985aHögemann, Peter / Buschmann, Kai 1986aWaldmann, Helmut / Rademacher, Rochus 1987aHögemann, Peter u.a. 1987aPitard, Wayne Thomas 1987aSader, Hélène S. 1987a , 231–270 ;  Schmitt, Götz 1987aWagner, Jörg / Rademacher, Rochus 1988aSchmitt, Götz 1988aPill-Rademacher, Irene u.a. 1988aWeippert, Helga 1988a , Register ;  Sack, Dorothée 1989aBunnens, Guy u.a. 1990aKessler, Karlheinz 1991aRöllig, Wolfgang / Sader, Hélène S. 1991aKellermann, Diether 1991aBieberstein, Klaus / Mittmann, Siegfried 1991aOrth, Wolfgang 1992aKellermann, Diether u.a. 1992aJericke, Detlef / Schmitt, Götz 1992aTimm, Stefan 1993aJericke, Detlef / Schmitt, Götz 1993aWill, Ernest 1994aSchmitt, Götz 1995a , 129 ;  Dion, Paul-Eugène 1997a , 171−216 ;  Grainger, John D. 1997a , 709f ;  Lipiński, Edward 2000a , 348−407 ;  Galil, Gershon 2000aLehmann, Gunnar 2002a , 138−162 ;  Burns, Ross 2005aBryce, Trevor 2009a , 181−183 ;  Tammuz, Oded 2009−2010aNiehr, Herbert 2011aJericke, Detlef 2013a , 137–140 ;  Younger, K. Lawson Jr. 2016a , 549-653 ;  Gaß, Erasmus 2021a , 237 ;