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Teman

 

 

 

 

 

 

Weitere Namen

Südland; Land des Südens

Lokalisierungsvorschläge

Namensformen AT

תימן têmān. Θαιμαν. „Süden“

Belege AT

Gen 36,34(gent.); Jer 49,7; Jer 49,20; Ez 25,13; Ez 47,19(?); Ez 48,28(?); Am 1,12; Ob 1,9; Hab 3,3; Sach 6,6(?); Sach 9,14(?);Hi 2,11(gent.); Hi 4,1(gent.); Hi 15,1(gent.); Hi 22,1(gent.); Hi 42,7(gent.); Hi 42,9(gent.); 1Chr 1,45(gent.); Personenname: Gen 36,11; Gen 36,15; Gen 36,42; 1Chr 1,36; 1Chr 1,53

Belege NT

ausserbiblische Belege aus vorhellenistischer Zeit
(BIS CA. 300 v.Chr.)

Deuterokanonische Texte und Ausserbiblische Belege
ab hellenistischer Zeit

Θαιμαν (Bar 3,22f; Eusebius, Onomastikon: Timm 121,6−122,4 § 487 und 128,8−129,2 § 517; Klostermann 96,18−23 und 102,7−10; Notley, R. Steven / Safrai, Zeʾev 2005a, 93 § 485 und 98 § 515); Theman (Hieronymus: Timm 121*,5−122*,4 und 128*,10−129*,1)

Beschreibung

Aus den alttestamentlichen Texten geht nicht zweifelsfrei hervor, ob Teman ein Ort oder eine Region ist. In Ez 25,13 kennzeichnen Teman und Dedan die Ausdehnung Edoms. Am 1,12 ist Teman parallel zu Bozra verwendet. An diesen Stellen könnte Teman wie Dedan und Bozra die Bezeichnung eines Orts sein. Dagegen stehen Belege, die Teman als Region kennzeichnen. Gen 36,34 und 1Chr 1,45 reden vom Land der Temaniter. Jer 49,7 und Jer 49,20 nennen Teman parallel zu Edom. Gleiches gilt für Ob 3,3 mit der Vorstellung, dass Gott von Teman her kommt. Diese Aussage entspricht Ri 5,4, wo Jhwh von Seïr/Edom her aufbricht. Auch der Befund des Hiobbuchs weist in die genannte Richtung. Teman ist mehrfach als Herkunftsbezeichnung des Elifas genannt. Da die Heimat Hiobs, das Land Uz (Hi 1,1) eine Region ist, dürfte dies analog auch auf Teman zutreffen. Nicht zuletzt spricht die Beobachtung, dass Teman, ähnlich wie Negeb, als Bezeichnung der Himmelsrichtung „Süden“ Verwendung findet (Ez 21,2; vielleicht auch Ez 47,19; Ez 48,28; Sach 6,6; Sach 9,14), für die Interpretation als Landschaftsname. Eusebius dagegen kennt Teman als Ort (κώμη) in der Gebalene/el-Ǧebal, also im nördlichen Teil Edoms, der bei Josephus Gobolitis genannt wird (antiquitates 2,6; 3,40). Teman soll nach der Beschreibung des Eusebius Sitz einer Truppeneinheit sein und 15 Meilen von Petra (Wādī Mūsā, 192.971) entfernt liegen. Die lateinische Übersetzung des Hieronymus nennt als Entfernungsangabe fünf Meilen. Deshalb wurden entweder Ṭawīlān (1975.9704) (Glueck, Nelson 1935a, 82f.89; Glueck, Nelson 1970a, 24−26), das etwa 3 km nordöstlich von Petra liegt, oder Udruḥ (2070.9712) (Vincent, Louis-Hugues 1898a, 441−448) etwa 12 km östlich von Petra für die Lokalisierung von Teman vorgeschlagen. Ṭawīlān liegt jedoch zu nahe an Petra, um den Angaben des Onomastikons zu entsprechen. Auch philologisch ist eine Übereinstimmung der Namensformen Ṭawīlān und Teman nicht haltbar. In Ṭawīlān wurde eine große Siedlung aus dem 8.−6. Jh. v.Chr. ergraben, die nach bisherigen Erkenntnissen nicht ummauert war. Aus der römischen Zeit wurden bislang nur einige Gräber entdeckt. Ein Militärlager oder eine befestigte Anlage, wie es die Angaben von Eusebius voraussetzen, existierte nicht. In Udruḥ wurden unter einer Festung der römischen Zeit geringfügige Reste der späten Eisenzeit und der persischen Zeit gefunden. Udruḥ ist allerdings mit dem in spätantiken Quellen genannten Ort Adrou/Adroa gleichzusetzen (Schmitt, Götz 1995a, 40f). Der ebenfalls für eine Gleichsetzung mit Teman vorgeschlagene Ort Šōbak (2041.9932) (Lagrange, Marie-Joseph 1897a, 217; Abel, Félix-Marie 1938a, 479f), der ca. 25 km nördlich von Petra liegt, könnte noch etwa der Entfernungsangabe von 15 Meilen entsprechen. Allerdings ist nicht geklärt, ob in Šōbak unter der Kreuzfahrerburg aus dem 12. Jh. n.Chr. ältere archäologische Reste liegen, die bis in römische oder bis in alttestamentliche Zeit reichen. Ein weiteres Problem besteht darin, dass weder Šōbak noch Ṭawīlān oder Udruḥ in der nördlichen Hälfte des edomitischen Hochlands, also in der antiken Landschaft Gobolitis/Gebalene liegen, deren Zentrum bei Bozra/Buṣēra (2077.0170) zu suchen ist. Die drei Orte gehören zum südlichen Teil des edomitischen Gebirges (arabisch eš-Šerā). Insgesamt ist daher fraglich, inwieweit die Hinweise des Eusebius historisch-topographisch auszuwerten sind. Insbesondere die unsichere Überlieferung bei der Entfernungsangabe spricht nicht dafür, dass Eusebius zuverlässige Kenntnis über Teman hatte. Daher sind die vielfältigen Hinweise der alttestamentlichen Texte zu berücksichtigen, die besagen, dass es sich bei Teman um eine Region handelte. Wenn man Am 1,12 und Ez 25,13 folgt, ist Teman im Norden Edoms zu suchen. Am ehesten kommt das Kerngebiet des edomitischen Kleinkönigtums, die Region um Bozra/Buṣēra in Frage (Vaux, Roland de 1969a; Weippert, Manfred 1971a, 422f; Bartlett, John R. 1989a, 40; Edelman, Diana Vikander 1995b, 10f; Knauf, Ernst Axel 1995f, 100f).

 

Autor: Detlef Jericke, 2016; letzte Änderung: 2023-04-12 10:33:52

 

 

 

 

Lexikonartikel

  • BHH 3 (1966), 1967 (Beek, Martinus A., Art. Theman)
  • NBL 3 (2001), 799 (Knauf, Ernst Axel, Art. Teman)
  • NEAEHL 4 (1993), 1446–1447 (Bienkowski, Piotr, Art. Tawilan)
  • WiBiLex 2009 (Knauf, Ernst Axel, Art. Teman)

 

Literatur

Trumbull, H. Clay 1884a , 117-119 ;  Lagrange, Marie-Joseph 1897a , 217 ;  Abel, Félix-Marie 1933a , 285 ;  Glueck, Nelson 1935a , 82f.89 ;  Abel, Félix-Marie 1938a , 479f ;  Simons, Jan 1959a , 90 § 253 ;  Vaux, Roland de 1969aBennett, Crystal-M. 1969aGlueck, Nelson 1970a , 24−26 ;  Bennett, Crystal-M. 1970aWeippert, Manfred 1971a , 422f ;  Bartlett, John R. 1989a , 40 ;  Zwickel, Wolfgang 1990a , 34f ;  Edelman, Diana Vikander 1995b , 10f ;  Schmitt, Götz 1995a , 40f.322f ;  Knauf-Belleri, Ernst Axel 1995aBennett, Crystal-M. / Bienkowski, Piotr 1995aMacDonald, Burton 2000a , 192f ;  Jericke, Detlef 2013a , 207–209 ;  Lipiński, Edward 2018a , 121-132 ;  Naʾaman, Nadav 2018b