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Azmon

 

 

 

 

 

 

Weitere Namen

Lokalisierungsvorschläge

Namensformen AT

עצמון ‘aṣmôn. Ασεμωνα

Belege AT

Num 34,4-5; Jos 15,4

Belege NT

ausserbiblische Belege aus vorhellenistischer Zeit
(BIS CA. 300 v.Chr.)

Deuterokanonische Texte und Ausserbiblische Belege
ab hellenistischer Zeit

Ασεμωνα (Eusebius, Onomastikon: Timm 15,3f, Nr. 31; Klostermann 14,4–6: Notley, R. Steven / Safrai, Zeʾev 2005a, 14, Nr. 31; Mosaikkarte von Mādebā: Donner, Herbert 1992a, 71, Nr. 101)
qjsm (rabbinisch: Trumbull, H. Clay 1884a, 117)

Beschreibung

Name

Der Name ʿaṣmôn kann mit dem Verb ʿṣm „stark sein, mächtig sein“ oder dem Nomen ʿæṣæm „Knochen“ in Verbindung gebracht werden. Die Deutung als „Knochen-(Ort)“ (Noth, Martin 1953a, 149) erscheint jedoch weniger wahrscheinlich als die Annahme, der Name weise auf einen starken, d.h. befestigten Platz. Dies entspricht auch der Darstellung auf der Mosaikkarte von Mādebā, wo die Vignette zu Ασεμωνα auf Befestigungsanlagen weist. Ob dies auf Ortskenntnis beruht oder lediglich Ausdeutung des alttestamentlichen Namens ist, muss offen bleiben.

Altes Testament  

Azmon ist ein Fixpunkt bei der Beschreibung der Südgrenze Kanaans (Num 34,3-5) bzw. Judas (Jos 15,2-4). Vor Azmon sind Kadesch-Barnea, Hezron und Addar (bzw. Hazar-Addar Num 34,4) und Karka (nur Jos 15,3) genannt. Nach Azmon folgen der Grenzbach Ägyptens und das „Meer“ (Meer, großes, d.h. Mittelmeer). Da die Grenzbeschreibung jeweils von Ost nach West erfolgt, sollte Azmon westlich von Kadesch-Barnea  und Hezron / Hazar-Addar liegen.

Lokalisierung

Aufgrund der Namensähnlichkeit wird meist auf den heutigen ägyptischen Grenzposten Quṣēme ca. 5 km westlich von Tell el-Qudērāt, dem alttestamentlichen Kadesch-Barnea, verwiesen (u.a. Simons, Jan 1959a, 137; Jericke, Detlef 1997a, 109f; Vos, Jacobus Cornelis de 2003a, 316f), seltener auf die noch einmal knapp 4 km weiter westlich gelegene Quelle ʿAin Muwēliḥ (Rothenberg, Beno u.a. 1961a, 35; Aharoni, Yohanan 1984a, 72). Allerdings wird die Übereinstimmung zwischen der alttestamentlichen Namensform und Quṣēme aus linguistischen Gründen auch angezweifelt (Bailey, Clinton 1984a, 50f).
Bei Quṣēme selbst wurde bislang nur Streukeramik der Eisenzeit gefunden (Jericke, Detlef 1997a, 82). In der Umgebung von ʿAin Muwēliḥ wurden Gebäudereste der Frühbronzezeit, der Mittelbronzezeit I und der byzantinischen Zeit festgestellt. Möglicherweise stammen einige Keramikfragmente aus der Eisenzeit (Jericke, Detlef 1997a, 83). Die größte antike Siedlung in der Umgebung von Quṣēme lag auf einem Höhenzug nordwestlich der Grenzstation. In Erinnerung an den 1976 verstorbenen Archäologen Yohanan Aharoni gaben die Ausgräber dem Platz den Namen „Aharoni Fortress“ (Meshel, Zeʾev, 1994a; Jericke, Detlef 1997a, 82f). Mit einer Ausdehnung von ca. 100 x 35 m ist „Aharoni Fortress“ die größte der bislang im Negeb freigelegten ringförmigen Siedlungen („enclosed settlements“), die in das 11. bis 9. Jh. v. Chr. datiert werden. Im Süden der Anlage fand sich eine kleine Toranlage mit einer Vormauer, so dass ein festungsartiger Eindruck entsteht. Unmittelbar bei „Aharoni Fortress“ wurde ein weiteres ca. 30 x 16 m großes Gebäude aus der Eisenzeit und eine Siedlung aus der nabatäischen Zeit entdeckt. Aufgrund der Lage westlich von Kadesch-Barnea und des archäologischen Befunds kommt „Aharoni Fortress“ bei Quṣēme am ehesten für eine Gleichsetzung mit Azmon in Frage (McKinny, Charles Christopher 2016a, 54–56). Darüber hinaus entspricht „Aharoni Fortress“ auch der Wortbedeutung von ʿaṣmôn als einem befestigten, „starken“ Platz. Da die Frage der Namenskontinuität zwischen ʿaṣmôn und Quṣēme kontrovers diskutiert wird, steht hinter der entsprechenden Lokalisierung allerdings ein Fragezeichen. Sollte die Darstellung auf der Mosaikkarte von Mādebā zeitgenössische Verhältnisse wiedergeben, könnte auf die archäologischen Reste aus byzantinischer Zeit bei der südwestlich von „Aharoni Fortress“ gelegenen ʿAin Muwēliḥ verwiesen werden.
Die mit Vorbehalt vorgeschlagene Lokalisierung von Azmon auf „Aharoni Fortress“ erscheint plausibel, wenn angenommen wird, dass Hezron bzw. Hazar-Addar wenig südwestlich von Tell el-Qudērāt am Fundplatz QB 46.01 zu finden ist und somit die Num 34,4-5 bzw. Jos 15,3-4 genannten Orte hintereinander von Ost nach West gereiht lagen. Auf diese Weise sind Hezron / Hazar-Addar und Azmon (und zwangsläufig auch Karka) dicht bei Kadesch-Barnea zu suchen, während die nächsten beiden Markierungen der Grenzbeschreibung, der in das Mittelmeer mündende Grenzbach Ägyptens und das Mittelmeer selbst, in größerer Entfernung von Azmon lagen. Eine solche ungleiche Verteilung der angegebenen Grenzmarkierungen ist in dem wüstenartigen Gebiet am Südrand des Negeb, in dem lediglich die Quelloasen besiedelt waren, nicht ausgeschlossen. Außerdem ist davon auszugehen, dass das Gebiet um Kadesch-Barnea in alttestamentlicher Zeit vergleichsweise gut bekannt war, so dass man eine Reihe von Toponymen aus der näheren Umgebung für die Beschreibung der Südgrenze Kanaans bzw. Judas verwenden konnte.

 

Autor: Detlef Jericke, 2022; letzte Änderung: 2023-01-07 17:25:58

 

 

 

 

Lexikonartikel

  • ABD 1 (1992), 540 (Kotter, Wade R., Art. Azmon)
  • EBR 3 (2011), 188 (Kuan, Kah-Jin Jeffrey, Art. Azmon)

 

Literatur

Trumbull, H. Clay 1884a , 117.215.280.289-292 ;  Musil, Alois 1908a , 47 ;  Abel, Félix-Marie 1938a , 254f ;  Noth, Martin 1953a , 87 ;  Simons, Jan 1959a , 135-137 § 111 ;  Rothenberg, Beno 1960a , 12f ;  Rothenberg, Beno u.a. 1961a , 35-37 ;  De Geus, Cornelis Hendrik Jan 1977a , 59f ;  Keel, Othmar / Küchler, Max 1982a , 178 ;  Bailey, Clinton 1984a , 50f ;  Aharoni, Yohanan 1984a , 72 ;  Meshel, Zeev / Goren, Avner 1992aFritz, Volkmar 1994a , 59 ;  Meshel, Zeʾev 1994aSchmitt, Götz 1995a , 70 ;  Jericke, Detlef 1997a , 81–83.109f ;  Levine, Baruch A. 2000a , 534 ;  Fritz, Volkmar 2000a , 20 ;  Vos, Jacobus Cornelis de 2003a , 316f ;  McKinny, Charles Christopher 2016a , 54-56 ;