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En-Mischpat

 

 

 

 

 

 

Weitere Namen

Lokalisierungsvorschläge

Namensformen AT

עין משפט ‘ên mišpāṭ. ἡ πηγή τῆς κρίσεως. „Wasserquelle der Rechtsprechung“

Belege AT

Gen 14,7

Belege NT

ausserbiblische Belege aus vorhellenistischer Zeit
(BIS CA. 300 v.Chr.)

Deuterokanonische Texte und Ausserbiblische Belege
ab hellenistischer Zeit

[‘j]n [djn’] ? (1QGenAp 21,30: Beyer, Klaus 1984a, 181; Ziemer, Benjamin 2005a, 51; Machiela, Daniel A. 2009a, 80
ἡ πηγή τῆς κρίσεως (Eusebius, Onomastikon 112,7: Notley, R. Steven / Safrai, Ze’ev 2005a, 108, Nr. 577)

Beschreibung

Der fragmentarisch erhaltene Buchstabe n in 1QgenAp 21,30 wird von den meisten Herausgebenden zu ‘jn djn’, dem Äquivalent zum alttestamentlichen En-Mischpat ergänzt, da der Name an dieser Stelle passen würde. Andere lassen jedoch eine Lücke (García Martínez, Florentino / Tigchelaar, Eibert J.C. 1997a, 46). En-Mischpat ist nach Gen 14,7 die erste Station auf dem Rückweg der vier Großkönige nach ihren militärischen Aktionen in Syrien-Palästina, die sie bis in das „Gebirge Seïr“ und nach „El-Paran“ führen (Gen 14,6). Je nachdem, ob El-Paran mit der Wüste Paran oder mit Elat (Tell el-Ḫulēfe? 1476.8845) identifiziert wird, befinden sie sich also auf der Sinaihalbinsel oder am Rande derselben, d.h. am Nordende des Golfs von ‘Aqaba. En-Mischpat sollte daher auf dem Weg von der Sinaihalbinsel in das syrisch-palästinische Kulturland liegen. Die in Gen 14,7 vorgenommene Gleichsetzung mit der Oase Kadesch (Kadesch-Barnea), dem wichtigsten Stützpunkt auf diesem Weg, erscheint daher nachvollziehbar. Auch der Kirchenvater Eusebius folgt der Sicht von Gen 14, wenn erschreibt, „Kadesch, dort ist die Wasserquelle der Rechtssprechung“ Κάδης ἔνθα ἡ πηγή τῆς κρίσεως (Notley, R. Steven / Safrai, Ze’ev 2005a, 108, Nr. 577). Da er jedoch keine weiteren Hinweise gibt, ist zu vermuten, dass er lediglich den Textbefund von Gen 14,7 referiert. Die Identifizierung von En-Mischpat mit Kadesch dürfte allerdings nicht auf Ortskenntnis der alttestamentlichen Autoren, sondern auf schriftgelehrte Auslegung von Ex 17, Dtn 1 und verwandten Texten zurückgehen. Nach der Ankunft in En-Mischpat/Kadesch erzählt Gen 14,7 von der Verwüstung des Gebiets der Amalekiter (Amalekiter, Gebiet der). Der Ort der Auseinandersetzung mit Amalek auf der Wüstenwanderung der Israeliten wird zwar Refidim genannt (Ex 17,8), er steht aber in engem literarisch-topographischen Zusammenhang mit den Ortsangaben der vorausgehenden Erzählung vom Wasser aus dem Felsen. Der Felsen soll in Horeb liegen (Ex 17,6). Gleichzeitig wird der Platz des Wasserwunders „Massa und Meriba“ genannt (Ex 17,7). Meriba („Ort des Rechtsstreits“) ist auch als Meribat-Kadesch bekannt (Dtn 32,51; Ez 48,28). In freier Auslegung der genannten Texte scheint in Gen 14,7 ein Zusammenhang zwischen dem „Gebiet der Amalekiter“, Kadesch und einer „Quelle der Rechtsprechung“ konstruiert zu sein. Das in Ex 17 mit Meriba eng verknüpfte Toponym Horeb wiederum steht in Dtn 1,2 am Beginn einer literarisch-topographischen Linie Horeb ‒ Gebirge Seïr ‒ Kadesch. Darüber hinaus stellt Num 13,26 einen engen Zusammenhang zwischen der Wüste Paran und Kadesch her. Wer demnach von (El-)Paran bzw. dem Gebirge Seïr wieder nach Norden zurückzieht, so die literarisch-topographische Logik von Gen 14,6-7 im Licht von Dtn 1 und Num 13, kommt zwangsläufig über Kadesch, einen Ort, der eng mit den „Wassern des Rechtsstreits“ (mê-merîbat qādeš; Dtn 32,51) verbunden ist und daher auch En Mischpat „Wasserquelle der Rechtsprechung“ genannt werden kann. Gunkel (Gunkel, Hermann 1910a, 281) und Westermann (Westermann, Claus 1981a, 232) erwähnen einige der hier genannten Belegstellen zu Meriba und Meribat-Kadesch, ohne daraus weitere Schlussfolgerungen zu ziehen. Die Targume dagegen übersetzen Kadesch in Gen 14,7 mit rqm, einer Bezeichnung, die sonst für Petra (Wādī Mūsā 192.971) im südlichen Ostjordanland verwendet wird (Reeg, Gottfried 1989a, 592; Ziemer, Benjamin 2005a, 151f ). Diese Interpretation beruht auf einer engen Vorstellung von Edom, die diese Landschaft auf das südliche Ostjordanland begrenzt. Wer von Edom/Seïr aufbricht, so die Targume, kommt nicht in eine Oase am Nordrand der Sinaihalbinsel, sondern nach Petra. Wird jedoch auch der westjordanische Negeb zu Edom/Seïr gezählt, so ist eine Route über die bei ‘Ain el-Qudērāt und ‘Ain Qudēs zu suchende Oase Kadesch(-Barnea) denkbar.

 

Autor: Detlef Jericke, 2017; letzte Änderung: 2019-10-01 10:44:24

 

 

 

 

Lexikonartikel

 

Literatur

Gunkel, Hermann 1910a , 281 ;  Abel, Félix-Marie 1938a , 412 ;  Simons, Jan 1959a , 214 § 359 ;  Schatz, Werner 1972a , 173f ;  Westermann, Claus 1981a , 232 ;  Schmitt, Götz 2001aZiemer, Benjamin 2005a , 151f ;  Jericke, Detlef 2013a , 125f ;