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Atrot-Addar

 

 

 

 

 

 

Weitere Namen

Atarot-Addar

Lokalisierungsvorschläge

Namensformen AT

עטרות־אדר ʿaṭrôt ʾaddār. LXXB: Αταρωθ καὶ Εροκ, μααταρωθορεχ; LXXA: Αταρωθ (καὶ) Αδ(δ)αρ; Jos 16,2: Χαταρωθι (LXXB), Αρχιαταρωθ (LXXA)

Belege AT

Jos 16,2 (?); Jos 16,5; Jos 18,13

Belege NT

ausserbiblische Belege aus vorhellenistischer Zeit
(BIS CA. 300 v.Chr.)

Deuterokanonische Texte und Ausserbiblische Belege
ab hellenistischer Zeit

Αρχιαταρωθ (Eusebius, Onomastikon: Timm 30,2, Nr. 90; Klostermann 26,18; Notley, R. Steven / Safrai, Zeʾev 2005a, 29, Nr. 90)
Αταρωθ (Eusebius, Onomastikon: Timm 30,3f.9f,  Nr. 91.94;  Klostermann 26,19f.25f; Notley, R. Steven / Safrai, Zeʾev 2005a, 29f, Nr. 91.94; )
Αδαρ (Eusebius, Onomastikon: Timm 30,5 und 31,3, Nr. 92.96; Klostermann 26,21.30; Notley, R. Steven / Safrai, Zeʾev 2005a, 29f, Nr. 92.96)

Beschreibung

Atrot-Addar ist nur im Josuabuch bezeugt. Jos 16,5 verwendet den Ortsnamen bei der Beschreibung der Grenze des Territoriums der Efraimiter. Jos 18,13 nennt Atrot-Addar als Fixpunkt an der Nordgrenze Benjamins. Da die Namensschreibung im MT übereinstimmt, die Grenzlinie jeweils in Richtung Bet-Horon weitergezogen wird und vom System der Aufteilung der Stämmegebiete her ein identischer Grenzverlauf der Südgrenze Efraims und der Nordgrenze Benjamins zu erwarten ist, dürfte in beiden Versen der gleiche Ort gemeint sein. Jos 16,2 führt in der Beschreibung der Grenze der „Kinder Josef“ in einer leicht missverständlichen syntaktischen Fügung nach dem „Gebiet des Arkiters“ ein Atarot (ʿaṭārôt) auf. Da die Südgrenze der „Kinder Josef“ (Manasse und Efraim) nach der geographischen Logik der Landverteilungstexte im Josuabuch der Südgrenze Efraims entsprechen sollte, müsste dieses Atarot identisch sein mit Atrot-Addar von Jos 16,5 und Jos 18,13, zumal auch nach Jos 16,2 die Grenzbeschreibung nach Bet-Horon weitergeführt wird (Jos 16,3). Die Probleme liegen in der Syntax von Jos 16,2. Der Satz weʿābar ʾæl-gebûl hāʾarkî ʿaṭārôt wird meist so verstanden, dass die Grenze ins Gebiet des Arkiters nach Atarot hinübergeht. Er könnte allerdings auch so aufgelöst werden, dass ʿaṭārôt als Eigenname des Arkiters interpretiert wird. Auf die zweitgenannte Weise gibt LXX das missverständliche Satzgefüge des MT wieder, indem sie die Ausdrücke hāʾarkî  und ʿaṭārôt zu einem Namen zusammenfasst und ἐπὶ τὰ ὅρια τοῦ Χαταρωθι (LXXB) bzw. ἐπὶ τὰ ὅρια τοῦ Αρχιαταρωθ (LXXA) schreibt. Gegen die Interpretation der LXX spricht, dass die Bezeichnung hāʾarkî belegt ist als Familienname des „Arkiters“ Huschai, der auf Davids Seite im Kampf gegen Abschalom agiert. Dabei ist immer der Eigenname dem Familiennamen vorangestellt, es heißt jeweils ḥûšaj hāʾarkî „Huschai, der Arkiter“ (2Sam 15,32; 2Sam 16,16; 2Sam17,5; 2Sam17,14; vgl. 1Chr 27,33). Eine vergleichbare Konstruktion liegt auch in ähnlichen Fällen (u.a. 1Chr 27,11) oder in Verbindungen eines Eigennamens mit einer Herkunftsbezeichnung vor (vgl. u.a. 1Sam 16,1; 1Sam 16,18; 1Sam 27,3; 1Sam 30,5). Die Voranstellung der Eigennamens scheint daher in der hebräischen Syntax der Normalfall zu sein, was die Übersetzung von hāʾarkî ʿaṭārôt als „der Arkiter Atarot“ o.ä. ausschließt. Daher spricht nichts dagegen, in dem Atarot von Jos 16,2 denselben Ort zu erkennen, den Jos 16,5 und Jos 18,13 Atrot-Addar nennen. Die Überlieferung der LXX ist auch für Jos 16,5 und Jos 18,13 komplex. LXXB trennt in Jos 16,5 die beiden Namenselemente und schreibt Αταρωθ καὶ Εροκ, in Jos 18,13 zieht sie ʿaṭrôt und ʾaddār zu dem enigmatischen Ausdruck μααταρωθορεχ zusammen. LXXA hingegen transkribiert die Namensteile als Αταρωθ bzw. Αδ(δ)αρ. In Jos 16,5 belässt sie jedoch das καὶ zwischen den beiden Namen und vermittelt ebenso wie LXXB den Eindruck, dass es sich um zwei verschiedene Toponyme handelt. Die komplexe LXX-Überlieferung führte u.a. dazu, dass Eusebius im Onomastikon die Jos 16,2 sowie Jos 16,5 und Jos 18,13 genannten Namen auf fünf Lemmata verteilt. Die beiden Atrot-Addar behandelt er getrennt und unterscheidet dabei jeweils zwischen den Namenselementen Atrot und Addar. Er folgt demnach der Version von LXXA zu Jos 16,5. Αταρωθ bezeichnet er als eine „Stadt“ in Benjamin und fügt an, dass es νῦν „jetzt“ zwei Orte dieses Namens περὶ τὴν Αἰλίαν „bei Ailia“, also bei Jerusalem gibt (Notley, R. Steven / Safrai, Ze’ev 2005a, 30, Nr. 94; Timm, Stefan 2017a, 30, Nr. 94). Die verwirrenden Angaben des Eusebius wirkten bis in jüngste Zeit nach, indem etwa die EÜ zwischen Atarot-Addar (Jos 16,5) und Atrot-Addar (Jos 18,13) sprachlich differenziert. Aus der Namengebung von LXXB und aus dem vermeintlichen Zusammenhang zwischen den Namen Atarot und Arkiter in Jos 16,2 hat man teilweise gefolgert, dass das zweite Namenselement von Atrot-Addar im MT ursprünglich die Konsonantenfolge ʾrk zeigte und der Ort deshalb eigentlich At(a)rot-Erek hieß (Abel, Félix-Marie 1938a, 255f; Albright, William Foxwell 1939a, 179f ). Nach dem oben Gesagten erscheint diese Annahme hinfällig.
Da die Grundbedeutung des Worts Atarot („Kreise, Kränze“) dem Aussehen vieler Siedlungen der alttestamentlichen Zeit in der südlichen Levante entspricht, war der Ausdruck offenbar beliebt für die Bildung von Ortsnamen auch im Alten Testament. Das in Jos 16,7 genannte Atarot (Atarot, efraimitisch) sollte an der Ostgrenze Efraims zwischen Janoach und Jericho liegen und ist deshalb von dem in Jos 16,2 und Jos 16,5 sowie Jos 18,13 belegten Atrot-Addar/Atarot zu unterscheiden. Gleiches gilt für ein Atarot (Atarot, ostjordanisch) im zentralen Ostjordanland (Num 32,3; Num 32,34) sowie zwei mit dem Namenselement Atrot gebildete Toponyme, Atrot-Schofan (Num 32,35) und Atrot-Bet-Joab (1Chr 2,54). Die Häufigkeit des Ortsnamens weist jedoch darauf hin, dass allein auf der Grundlage der Namensüberlieferung keine befriedigende Lokalisierung möglich ist.
Dennoch wurde bereits früh in der Region zwischen Bet-El im Osten und Bet-Horon im Westen, wo Atrot-Addar nach den Grenzbeschreibungen des Josuabuchs liegen sollte, nach Ortslagen gesucht, deren heutiger Name dem alttestamentlichen entspricht. Im Blick war und ist zuvorderst eine kleine Ortslage names Ḫirbet ʿAṭṭāra. Sie befindet sich zwischen den heutigen Orten Rāmallāh und er-Rām (al-Ramm) am Südfuß des großen Tell en-Naṣbe, auf dem das alttestamentliche Mizpa lokalisiert wird. Damit liegt sie ca. 5 km südwestlich von Bet-El und ca. 10 km östlich von Ober-Bet-Horon. Ihre Lage entspricht somit nicht nur den Erwartungen, die den alttestamentlichen Angaben zu entnehmen sind, sondern auch Hinweisen, die nachalttestamentliche Quellen geben. So nennt das Targum zu Ri 4,5 die im MT als „Debora-Palme“ bezeichnete Landmarke „Atarot Debora“ und lokalisiert sie zwischen Bet-El und Rama (er-Rām) (vgl. Abel, Félix-Marie 1938a, 256; Elitzur, Yoel 2004a, 158; s. Rama, benjaminitisch); und Hieronymus fügt seiner lateinischen Übersetzung des Lemmas Αρχιαταρωθ (zu Jos 16,2) im Onomastikon des Eusebius (Onomastikon 26,18) bei, der Ort liege iuxta Rama „bei Rama“ (Timm, Stefan 2017a, 30*). Allerdings ist Ḫirbet ʿAṭṭāra vergleichsweise klein und war nach vorläufigen Angaben hauptsächlich in spätrömisch-byzantinischer bzw. frühislamischer Zeit besiedelt (McCown, Chester Charlton 1947a, 54f; Finkelstein, Israel / Magen, Yitzhak 1993a, 32*, Nr.176; Hofeditz, Ulrich 2020a, 129). Der eisenzeitliche Befund (einige Keramikscherben) wird mit einem Fragezeichen versehen (Finkelstein, Israel u.a. 2013b, Site Num 120 [2]) und könnte auch vom benachbarten Tell en-Naṣbe stammen. Trotz Zweifeln an der Gleichsetzung von Atrot-Addar mit Ḫirbet ʿAṭṭāra hielt und hält man an der Ansicht fest, der alte Name habe sich an dem kleinen Siedlungsplatz erhalten, der Ort der alttestamentlichen Zeit selbst sei jedoch in der näheren Umgebung zu suchen. Dabei wird mehrheitlich auf den etwa 2,5 km weiter westsüdwestlich gelegenen Ort Rāfat (Dalman, Gustaf 1914a, 17f; Alt, Albrecht 1926a, 38f; Tsafrir, Yoram u.a. 1994a, 71; Schmitt, Götz 1995a, 74), vereinzelt auch auf die unmittelbar östlich von Ḫirbet ʿAṭṭāra befindliche Siedlung Kafr ʿAqab verwiesen (Abel, Félix-Marie 1938a, 255f). Die archäologischen Befunde zu beiden Plätzen sind vorläufig. Mit Rāfat in Verbindung stehen könnte ein Siedlungshügel, der etwa 1,5 km nördlich des heutigen Orts bei der Wasserstelle Bīr ed-Dēr liegt. Nach ersten Hinweisen zeigt die ca. 1 ha große Fundstelle einen eisenzeitlichen Scherbenbelag und architektonische Reste der Eisenzeit II (Kallai, Zecharia, 1986a, 132 Anm 74; Finkelstein, Israel / Magen, Yitzhak 1993a, 31*.155, Nr.166). Kafr ʿAqab war lediglich in hellenistischer und byzantinischer Zeit besiedelt (Greenberg, Raphael / Keinan, Adi, 2009a, 67, Nr. 313.). Gut 2 km nordwestlich von Kafr ʿAqab bzw. ca. 1,5 km nordwestlich von Ḫirbet ʿAṭṭāra befindet sich ein mit ca. 4 ha relativ großer Fundplatz bei der Quelle ʿAin Umm eš-Šarayit. Der Keramikbefund umfasst v.a. Material der Mittelbronzezeit, der Eisenzeit II, der hellenistischen Zeit und der römisch-byzantinischen Zeit. Darüber hinaus wurde der Tell en-Naṣbe selbst als Kandidat für die Gleichsetzung mit Atrot-Addar diskutiert, wobei das biblische Mizpa in Nebī Samwīl (1672.1378; 31.832778º N, 35.180278º E) ca. 8 km nordwestlich des alttestamentlichen Jerusalem gesucht wurde (v.a. Albright, William Foxwell 1939a). Alt legte eine modifizierte These vor. Seiner Ansicht nach hieß Tell en-Naṣbe zunächst Atrot-Addar, erst um ca. 900 v.Chr. bei der Einrichtung des Königtums Israel sei der Ort in Mizpa umbenannt worden. Der alte Name hätte sich jedoch auf der kleinen Ḫirbet ʿAṭṭāra erhalten (Alt, Albrecht 1953a, 10‒13). Die genannten Thesen erwiesen sich als nicht haltbar, da sie eine Entstehung der Grenzbeschreibungen des Josuabuchs im ausgehenden 2. Jahrtausend v.Chr. voraussetzen, der Tell en-Naṣbe zu dieser Zeit jedoch nicht besiedelt war (McCown, Chester Charlton 1947a; NEAEHL 3, 1098‒1102). Aufgrund derselben Frühdatierung der Josua-Texte schlug Aharoni vor, Atrot-Addar auf der Ḫirbet Raddāne zu lokalisieren (Aharoni, Yohanan 1971a). Der Platz liegt im Norden der heutigen Stadt Rāmallāh ca. 4 km südwestlich von Bet-El/Bētīn und ca. 9 km nordöstlich von Ober-Bet-Horon/Bēt ʿŪr el-Fōqā. Somit entspricht seine Lage sehr gut den Angaben, die den Grenzbeschreibungen des Josuabuchs zu Atrot-Addar zu entnehmen sind (McKinny, Charles Christopher 2016a, 75–78). Auf Ḫirbet Raddāne befand sich lediglich in der Eisenzeit I (ca. 12. bis 10. Jh. v.Chr.) eine feste Siedlung, ein für diese Zeit typisches Berglanddorf, das aus mehreren Pfeilerhäusern bestand (NEAEHL 4, 1253f; Lederman, Zvi 1999a; Zwingenberger, Uta 2001a, 141‒144; Gaß, Erasmus 2005a, 242f). Die Gleichsetzung mit Atrot-Addar lässt sich jedoch nur dann verteidigen, wenn die einschlägigen alttestamentlichen Texte aus der Zeit des ausgehenden 2. Jahrtausends v.Chr. stammen, was nach heutiger Sicht wenig wahrscheinlich ist. Da archäologische Reste aus der Eisenzeit II oder aus persischer Zeit fehlen, werden die von Aharoni vorgebrachten Argumente hinfällig, wenn die Grenzbeschreibungen im 1. Jahrtausend v.Chr. formuliert wurden.
Da demnach in der einschlägigen Diskussion keine Ortslage geltend gemacht werden kann, deren Gleichsetzung mit Atrot-Addar zwingend wäre, kommen neuere Untersuchungen wieder zu der These zurück, der biblische Name habe sich auf der Ḫirbet ʿAṭṭāra erhalten, wobei die Gleichsetzung meist mit einem Fragezeichen versehen wird (NBL 1, 197; Kellermann, Diether u.a. 1992a; Fritz, Volkmar 1994a, 171; Rösel, Hartmut N. 2011a, 270). Dennoch erscheint ein historisch-topographischer Zusammenhang zwischen dem biblischen Toponym und der Ḫirbet ʿAṭṭāra wenig wahrscheinlich. Zunächst spricht der archäologische Befund gegen die genannte These. Die Hilfsannahme, dass der Ort Atrot-Addar in der Nähe lag, der Name sich jedoch auf der Ḫirbet ʿAṭṭāra erhalten hat, ist ebenfalls nicht zielführend. Zwar bieten sich zumindest zwei Siedlugnshügel (Bīr ed-Dēr und ʿAin Umm eš-Šarayit) für eine solche Lokalisierung an, bei der Dichte der Fundplätze aus der Antike in der Region um die heutige Stadt Rāmallāh sollte jedoch allein der archäologische Befund nicht ausschlaggebend sein. Zudem wäre erklärungsbedürftig, warum sich der alte Name gerade an der kleinen und erst ab der spätrömisch-byzantinischen Zeit intensiv genutzten Ḫirbet ʿAṭṭāra erhalten haben sollte. Darüber hinaus ist die Namensform At(a)rot nicht nur in antiken Dokumenten für die Gegend nördlich von Jerusalem häufig bezeugt, auch die neuzeitliche Namensgebung kennt mehrere Plätze namens ʿAṭ()āra. So befindet sich ein gleichnamiger Ort gut 10 km nördlich von Rāmallāh bzw. 4 km nördlich von Bīr Zēt (Bīr Zayt). An diesem nördlichen ʿAṭṭāra (1699.1569; 32.002171º N, 35.206266º E) möchte Abel das Atrot-Addar von Jos 16,5 lokalisieren, das nach seiner Ansicht an der Ostgrenze Efraims liegen muss (Abel, Félix-Marie 1938a, 255f). Immerhin weist der archäologische Oberflächenbefund darauf hin, dass der Platz in alttestamentlicher Zeit besiedelt war (Kochavi, Moshe u.a. 1972a, 171*; Finkelstein, Israel u.a. 1997a, 429f). Dennoch wurde dieses ʿAṭṭāra bei der Lokalisierung der verschiedenen biblischen At(a)rot kaum weiter beachtet, vermutlich weil es zu weit nördlich liegt, also nicht zwischen Bet-El und Bet-Horon, wie dies Jos 16,2 bzw. Jos 16,5 und Jos 18,13 voraussetzen, und auch nicht in Richtung auf Jericho, wo das Atarot (Atarot, efraimitisch) von Jos 16,7 gesucht wird.
Da demnach weder die Auswertung archäologischer Befunde noch die Namensüberlieferung bei der Lokalisierung von Atrot-Addar weiterhelfen, sollte die Frage entweder offengelassen (EBR 2, 1187f) oder nach einer literarisch-topographischen Lösung gesucht werden. Diese setzt bei der Beobachtung an, dass die Grenzbeschreibung zu Benjamin nahezu ausschließlich Geländeangaben verwendet (Jos 18,11-20). Von daher ist zu überlegen, ob nicht auch Atrot-Addar als Geländebezeichnung zu verstehen ist. Das Namenselement Addar ist in der Beschreibung der Südgrenze Judas (Jos 15,3) bzw. der Südgrenze Kanaans (Hazar-Addar, Num 34,4) belegt. In beiden Texten (Jos 15,2-4; Num 34,4-5) sind, ähnlich wie in Jos 18,11-20, vorwiegend Gelände- und Landschaftsnamen zur Beschreibung des Grenzverlaufs gebraucht. Als ein solcher Geländename könnte auch Addar zu verstehen sein. Denkbar ist daher, dass es sich bei dem Toponym Atrot-Addar um eine literarische Bildung handelt. In diesem Fall hätten die Verfasser der Grenzbeschreibung in Jos 18 aus dem im benjaminitisch-efraimitischen Grenzgebiet häufig belegten Namenselement At(a)rot, das auf eine für die alttestamentliche Zeit im Bergland Palästinas typische kreisförmige Siedlung verweist, und dem Namensteil Addar, das aus anderen Grenzbeschreibungen als Geländename bekannt ist, den Namen Atrot-Addar zusammengesetzt. Somit wäre Atrot-Addar ein „fiktiver“ Name, dem kein alter Siedlungsplatz bzw. keine heute vorfindliche Geländeformation in der Gegend um Rāmallāh entsprechen muss.
 

 

Autor: Detlef Jericke, 2018; letzte Änderung: 2022-02-24 12:24:41

 

 

 

 

Lexikonartikel

  • BRL (1937), 193‒197
  • BHH 1 (1962), 144 (Elliger, Karl, Art. Ataroth)
  • NBL 1 (1991), 197 (Rauschenbach, Beatrice, Art. Atarot)
  • ABD 1 (1992), 510 (Franklyn, Paul Nimrah, Art. Atrot-Addar)
  • NEAEHL 3 (1993), 1098‒1102 (Zorn, Jeffrey R., Art. Naṣbeh, Tell en-); 4 (1993), 1253f (Callaway, Joseph A., Art. Raddana, Khirbet)
  • WiBiLex 2014 (Koenen, Klaus, Art. Chirbet Raddana)
  • EBR 1 (2009), 371 (Ngwa, Kenneth Numfor, Art. Addar [Place]); 2 (2009), 1177f (Altmann, Peter, Art. Ataroth); 2 (2009), 1187f (Altmann, Peter, Art. Ataroth-Addar)

 

Literatur

Thomsen, Peter 1907a , 29 ;  Dalman, Gustaf 1914a , 17f ;  Dalman, Gustaf 1925a , 76 ;  Alt, Albrecht 1926a , 33‒39 ;  Alt, Albrecht 1929c , 14 ;  Hertzberg, Hans Wilhelm 1929aHempel, Johannes 1930aJirku, Anton 1930a , 139 ;  Abel, Félix-Marie 1938a , 255f ;  Albright, William Foxwell 1939a , 179f ;  McCown, Chester Charlton 1947a , 13‒22.38f.54f ;  Noth, Martin 1953a , 101.105 ;  Alt, Albrecht 1953aSimons, Jan 1959a , 159‒165.172 §§ 323f.326 ;  Aharoni, Yohanan 1971a , 134f ;  Schmitt, Götz 1980a , 46.52 ;  Kallai, Zecharia 1986a , 131f ;  Fritz, Volkmar 1994a , 168‒173.181‒184 ;  Tsafrir, Yoram u.a. 1994a , 71 ;  Schmitt, Götz 1995a , 74 ;  Elitzur, Yoel 2004a , 157f ;  Rösel, Hartmut N. 2011a , 269‒273.292f ;  McKinny, Charles Christopher 2016a , 75-78 ;  Jericke, Detlef 2020a , 93–107 ;