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Henoch

 

 

 

 

 

 

Weitere Namen

Enoch

Lokalisierungsvorschläge

  • kein Lokalisierungsvorschlag (odb)   

Namensformen AT


חנוך anôk. Ενωχ. „Gründung“

 

Belege AT

Gen 4,17

Belege NT

ausserbiblische Belege aus vorhellenistischer Zeit
(BIS CA. 300 v.Chr.)

Deuterokanonische Texte und Ausserbiblische Belege
ab hellenistischer Zeit

’Ανωχα (Josephus, antiquitates 1,62)
ḥnk (Targume: Díez Macho, Alejandro 1988a, 34f)

Beschreibung

Gen 4,17 erzählt, dass die erste von Menschen erbaute Stadt nach dem ältesten Sohn Kains Henoch hieß. Der Vers bietet einige Verständnisschwierigkeiten. Nach der masoretischen Version ist Kain der Erbauer der Stadt und benennt sie nach seinem Sohn Henoch. Diese Lesart ist inhaltlich schwer mit der Erzählung von Kain und Abel und der Verurteilung Kains zu einem unsteten Leben ohne festen Wohnort (Gen 4,1−16) zu verbinden. Daher wird häufig davon ausgegangen, dass eine ältere Textform Henoch als Erbauer der Stadt nannte. Dafür sprächen neben der Etymologie des Namens, der von der Wurzel ḥnk „einweihen, gründen“ abgeleitet wird und „Gründer (einer Stadt)“ bedeuten könnte, auch formale Analogien zu Gen 4,21–22, wo jeweils die Namensgebung für den Sohn bzw. die Geburtsnotiz und eine erste Handlung des Sohns direkt aufeinander folgen. Deshalb werden verschiedene Textänderungen für Gen 4,17 vorgeschlagen, allerdings ohne Anhaltspunkte in der Textüberlieferung. Manche verkürzen in Gen 4,17b die Wendung „nach dem Namen seines Sohnes“ kšm bnw in kšmw „nach seinem Namen“, d.h. Henoch baute die Stadt und nannte sie nach seinem Namen (Westermann, Claus 1974a, 443−445, im Anschluss an Budde, Karl 1883a, 117−123). Andere halten das letzte „Henoch“ in Gen 4,17 für eine Glosse und lesen lediglich „und er [Henoch] nannte die Stadt nach dem Namen seines Sohnes“ (Cassuto, Umberto 1961a, 228−231; Sasson, Jack M. 1978a, 174; Wenham, Gordon 1987a, 110f). Da der erste Sohn Henochs Irad heißt (Gen 4,18), wäre dies auch der Name der Stadt gewesen. Irad ließe sich auf die Stadt Eridu/Tell Abū Šaḫrēn (30º49'N.46º00'E) im südlichen Babylonien beziehen, die in der mesopotamischen Überlieferung als älteste Stadt der Welt gilt und nach archäologischen Untersuchungen seit dem 6. Jt. v.Chr. besiedelt war. Die Textänderungen sind jedoch hypothetisch. Daher ist selbst die Frage nach der gedachten Lage von Henoch nicht zuverlässig zu beantworten. Henoch ist im Alten Testament mehrheitlich als Personenname belegt. Neben dem Sohn Kains heißen auch ein Sohn Jereds aus der Genealogie Sets (Gen 5,18), ein Sohn Midians (Gen 25,4; 1Chr 1,33) und der erste Sohn Rubens Henoch (Gen 46,9; Ex 6,14; Num 26,5; 1Chr 5,3). Der Städtename in Gen 4,17 dürfte aus dem Personennamen abgeleitet und damit eine literarische Bildung sein.

 

Autor: Detlef Jericke, 2016; letzte Änderung: 2019-10-05 11:31:35

 

 

 

 

Lexikonartikel

  • BHH 2 (1964), 692 (Reicke, Bo, Art. Henoch)
  • NBL 2 (1995), 117 (Wacker, Marie-Theres, Art. Henoch)
  • LThK3 4 (1995), 1424f (Wacker, Marie-Theres/Peters, Ulrike, Art. Henoch, Henochliteratur)
  • RGG4 3 (2000), 1626f (Herrmann, Klaus, Art. Henoch)
  • WiBiLex 2007 (Ego, Beate, Art. Henoch/Henochliteratur)
  • EBR 7 (2013), 945-947 (Moster, David, Art. Enoch [Son of Cain])

 

Literatur

Budde, Karl 1883a , 117-123 ;  Delitzsch, Franz 1887a , 124-126 ;  Gunkel, Hermann 1910a , 49-52 ;  Cassuto, Umberto 1961a , 228−231 ;  Westermann, Claus 1974a , 443-445 ;  Sasson, Jack M. 1978a , 174 ;  Schunck, Klaus-Dietrich 1979aWenham, Gordon J. 1987a , 110 ;  Eickhoff, Tilman 1991a , 448 ;  Soggin, Jan Alberto 1997a , 106f ;  Jericke, Detlef 2013a , 38 ;