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Hermon

 

 

 

 

 

 

Weitere Namen

Lokalisierungsvorschläge

Namensformen AT

חרמון ḥærmôn. Αερμων, Ερμων

Belege AT

Dtn 3,8-9; Dtn 4,48; Jos 11,3; Jos 11,17; Jos 12,1; Jos 12,5; Jos 13,5; Jos 13,11; Am 4,3 (?); Ps 42,6; Ps 89,12; Ps 133,3; Hld 4,8; 1Chr 5,23; Sir 24,13 (Luther Sir 24,17)

Belege NT

ausserbiblische Belege aus vorhellenistischer Zeit
(BIS CA. 300 v.Chr.)

hnm (ägyptisch: Hannig, Rainer 2006a, 1165)

Deuterokanonische Texte und Ausserbiblische Belege
ab hellenistischer Zeit

Ἀερμων (Eusebius, Onomastikon: : Timm, 22,1 und 22,4–23,2, Nr. 52.54; Klostermann 20,6.9–14; Notley R. Steven / Safrai, Zeʾev 2005a, 21, Nr. 52.54)
Ερμων (Eusebius, Onomastikon: Timm 104,8f, Nr. 412; Klostermann 84,15f; Notley R. Steven / Safrai, Zeʾev 2005a, 82, Nr. 412) [Hieronymus: Ermon]
ḥrmwn, ṭwr tlgʾ (rabbinisch: Reeg, Gottfried 1989a, 265f)

Beschreibung

Altes Testament

Nach der Konzeption der Bücher Deuteronomium und Josua bildet der Hermon die Nordgrenze des von den Israeliten unter Josua eroberten Gebietes und gleichzeitig die Südgrenze des zwar verheißenen, aber noch nicht eingenommenen Landes. Erst der erklärende Textzusatz Dtn 3,9 identifiziert den Hermon mit den weiter nördlich gelegenen Bergmassiven des Sirjon/Antilibanon und des Senir und gleicht damit die Vorstellungen des Deuteronomiums und des Josuabuchs mit der Konzeption einer im Norden des Libanon verlaufenden Grenze Kanaans (Num 34; Ez 47-48) aus. Auch die keilschriftlich belegten Ortsnamen *šariyānu (akkadisch), sirara (neuassyrisch) und saniru (neuassyrisch), die gern mit dem Hermon in Verbindung gebracht werden (Belmonte Marín, Juan Antonio 2001a, 265; Bagg, Ariel M. 2007a, 212f.221f; vgl. Bunnens, Guy u.a. 1990a; Kellermann, Diether 1991a), beziehen sich auf die alttestamentlichen Toponyme Sirjon und Senir.
Die Bezeichnung „Berg Sionhar śîʿon für den Hermon (Dtn 4,48) könnte eine fehlerhafte Auslegung von Ps 133,3 sein: keṭal- ḥærmôn šæjjored  ʿal-harerê ṣijjôn „wie der Tau des Hermon, der auf die Berge Zions herabfällt“. Die These, dass die Bezeichnung Hermon in Jos 11,17 und Jos 13,5 für den gesamten Antilibanon steht (Noth, Martin 1935b, 244 Anm. 143; Noth, Martin 1953a, 70; Noth, Martin 1971a, 273 Anm. 143; Eissfeldt; Mazar, Benjamin 1986a, 194f), geht von der falschen Annahme aus, das Alte Testament kenne ansonsten keinen Namen für den Antilibanon. Es sind sogar sogar zwei Namen überliefert, die diesen Gebirgszug bezeichnen: Amana (Hld 4,8) und Sirjon (Dtn 3,9; Ps 29,6).
Unklar ist, ob die Wendung haharmônāh „zum/nach Harmon“ in Am 4,3 auf den Berg Hermon oder auf eine unbekannte Landschaft nördlich von Palästina zu beziehen ist (vgl. EBR, Art. Harmon). Der Textzusammenhang in Am 4,1-3 erlaubt beide Interpretationen, da nicht zu entscheiden ist, wohin genau die „Baschankühe auf dem Berg Samaria“ (Am 4,1), d.h. die in Samaria (Samaria, Ort) residierenden Eliten Israels, verjagt werden sollen. Von den frühen Textzeugen versteht lediglich die Vulgata (Armon) unter „Harmon“ einen anderen Namen für Hermon. LXX setzt einen sonst nicht weiter bekannten „Berg Remman“ (τὸ ὄρος τὸ Ρεμμαν) voraus, vielleicht als Anspielung auf den syrischen Gottesnamen Rimmon, der von LXX ebenfalls mit Ρεμμαν wiedergegeben ist (2Kön 5,18). Targum Jonathan lehnt sich lautlich an die LXX-Version an, deutet den „Berg Harmon“ dabei jedoch vermutlich als „Berge Armeniens“ (ṭwrj ḥrmjnj). Sollte dies zutreffen, hieße das, die in Samaria Herrschenden sollen an den nördlichen Rand der bekannten Welt verbannt werden.

Lokalisierung

Der Berg Hermon ist der südlichste Ausläufer des Antilibanon-Massivs, der arabisch Ǧebel eš-Šēḫ genannt wird. Er erstreckt sich über ca. 25 km in nordöstlich-südwestlicher Richtung in der Region, in der die Grenzen der heutigen Staaten Syrien, Libanon und Israel aufeinandertreffen. Hier entspringen die drei Quellflüsse des Jordan. Die höchste Erhebung des Hermonmassivs erreicht 2814 m üNN. Aufgrund der natürlichen Gegebenheiten sind Teile des Hermon im Winter zeitweise schneebedeckt. Daher wird der Hermon in rabbinischen Schriften auch Ṭūr Talgāʾ „Schneeberg“ genannt.
Im Altertum galt das Bergmassiv als Sitz von Gottheiten. Davon zeugen Ortsnamen wie Baal-Hermon oder Baal-Gad. Archäologische Untersuchungen erbrachten neben Siedlungsspuren aus alttestamentlicher Zeit (Eisenzeit) v.a. mehr als zwanzig Heiligtümer aus hellenistischer und römischer Zeit. Meist handelt es sich um offene Kultplätze. Auf der höchsten Erhebung des Hermon stand ein Tempel, der vom 1. bis zum 4. Jh. n.Chr. genutzt wurde (vgl. Dar, Shimon 1993a). In frührömischer Zeit war der Hermon Teil des Siedlungsgebiets der Ituräer, einer vermutlich ursprünglich nomadischen Gruppe, deren Herkunft jedoch nicht genau zu bestimmen ist (Schottroff, Willy 1982a).

 

Autor: Detlef Jericke, 2020; letzte Änderung: 2022-02-16 12:09:41

 

 

 

 

Lexikonartikel

  • RLA 4 (1975), 331 (Röllig, Wolfgang, Art. Hermon)
  • BHH 2 (1964), 695 (Bernhardt, Karl-Heinz, Art. Hermon)
  • NBL 2 (1995), 120f (Hübner, Ulrich, Art. Hermon)
  • ABD 3 (1992), 158–160 (Arav, Rami, Art. Hermon)
  • NEAEHL 2 (1993) 616f (Dar, Shimon, Art. Mt. Hermon)
  • RGG4 3 (2000), 1674 (Lehmann, Gunnar, Art. Hermon)
  • EBR 11 (2015), 321 (Harris, Beau, Art. Harmon); 11 (2015), 882–884 (Arav, Rami / Goldfus, Haim; Art. Hermon, Mount)

 

Literatur

Dussaud, René 1927a , 389–395 ;  Abel, Félix-Marie 1933a , 347–349 ;  Noth, Martin 1935b , 242–247 ;  Elliger, Karl 1936a , 41 ;  Eißfeldt, Otto 1936aMouterde, René 1952aNoth, Martin 1953a , 69f ;  Vaumas, Étienne de 1954aMouterde, René 1959aNoth, Martin 1971b , 306 (Register) ;  Noth, Martin 1971a , 271–275 ;  Kellermann, Mechthild u.a. 1985aMazar, Benjamin 1986a , 194f ;  Dar, Shimon 1988aReeg, Gottfried 1989a , 265f ;  Bunnens, Guy u.a. 1990aKellermann, Diether 1991aBieberstein, Klaus / Mittmann, Siegfried 1991aKellermann, Diether u.a. 1992aJericke, Detlef / Schmitt, Götz 1992aJericke, Detlef / Schmitt, Götz 1993aDar, Shimon 1993aTsafrir, Yoram u.a. 1994a , 142f ;  Schmitt, Götz 1995a , 183 ;  Aliquot, Julien 2008aPerlitt, Lothar 2013a , 236f ;