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Nebo, Ort

 

 

 

 

 

 

Weitere Namen

Lokalisierungsvorschläge

Namensformen AT

נבו nebô. Ναβαυ

Belege AT

Num 32,3; Num 32,38; Num 33,47 (?); 1Chr 5,8; Esr 2,29; Neh 7,33; Jes 15,2; Jes 46,1 (?); Jer 48,1; Jer 48,22

Belege NT

ausserbiblische Belege aus vorhellenistischer Zeit
(BIS CA. 300 v.Chr.)

nbh (Mescha-Inschrift Zeile 14: KAI 181, 14; TUAT I, 648; Gaß, Erasmus 2009a, 9; HTAT, 246)

Deuterokanonische Texte und Ausserbiblische Belege
ab hellenistischer Zeit

Ναβω(θ) (Eusebius, Onomastikon: Timm 176,8–177,3, Nr. 728; Klostermann 136, 9–13; Notley, R. Steven / Safrai, Zeʾev 2005a, 129, Nr. 725)

Beschreibung

Name

Ob der Name Nebo auf die babylonische Gottheit Nabū zurückzuführen ist, die v.a. in Borsippa verehrt wurde und darüber hinaus als Gott der Schreiber gilt, ist unklar.

Textbelege

Die Mescha-Inschrift (9. Jh. v.Chr.) erzählt, dass der moabitische Herrscher Mescha den von Israeliten bewohnten Ort Nebo erobert, die Bevölkerung tötet und Kultgegenstände von dort wegnimmt und sie „vor Kamosch“, den moabitischen Hochgott, bringt (Zeilen 14–18: Gaß, Erasmus 2009a, 9; HTAT, 246f). Der Text zeigt, dass der Ort zwischen Israel und Moab umstritten war. Dies schlägt sich auch in den alttestamentlichen Belegen nieder, die Nebo entweder zum Siedlungsgebiet des Stammes Ruben (Num 32,3; Num 32,38; 1Chr 5,8) oder zu Moab rechnen (Jes 15,2; Jer 48,1; Jer 48,22). Familien aus Nebo sind in den Listen der aus Babylonien Zurückkehrenden genannt (Esr 2,29; Neh 7,33). Eine Interpretation als Familienname wie Neh 10,43 (Galling, Kurt 1954a, 190; Gunneweg, Antonius H. J. 1985a, 52) ist nicht gefordert. „Männer von Nebo“ (Esr 2,29) bezeichnet die Herkunft, vgl. „Männer von Jericho“ (Esr 2,34). Ebenso wenig muss Nebo Esr 2,29 und Neh 7,33 als Name eines sonst unbekannten judäischen Orts (Abel, Félix-Marie 1938a, 398; Simons, Jan 1959a, 380 § 1024) oder als Verschreibung aus Nob interpretiert werden (Blenkinsopp, Joseph 1989a, 87; Becker, Joachim 1990a, 20f). Die Änderungsvorschläge gehen von der Voraussetzung aus, dass zu den Rückkehrern nur Familien aus Juda und Benjamin gehörten. Esra 2,6 und Neh 7,11 zeigen dagegen, dass auch moabitische Clans aus Babylonien kamen, die sich u.a. am Wiederaufbau Jerusalems beteiligt haben sollen (Neh 3,11).
Cross führt eine Zeile aus der Kupferrolle von Qumran (3Q15 IX 11) an, die er folgendermassen liest: qwl hmym hqrwbyn lkpr nbw „Stimme des Wassers in der Nähe des Ortes Nebo“. Dies bringt er mit der Quelle und dem Wasserfall bei Ḫirbet ʿUyūn Mūsā am Nordhang des Berges Nebo (Nebo, Berg) in Verbindung (Cross, Frank Moore 1988a, 51f). Statt kpr nbw ist wahrscheinlich jedoch kp hbyb „Rand der Wasserleitung“ zu lesen (Lefkovits, Judah K. 2000a, 297f).

Lokalisierung

Nach den alttestamentlichen Belegen und dem Zeugnis der Mescha-Inschrift sollte der Ort Nebo beim gleichnamigen Berg (Nebo, Berg) im zentralen Ostjordanland, dem Kerngebiet Moabs gesucht werden. Eusebius schreibt, Nebo liege acht römische Meilen südlich von Heschbon. Diese Angabe führt in etwa auf Ḫirbet el-Muḫayyaṭ, wenn nicht die Enfernung in Luftlinie (ca. 9 km südwestlich von Heschbon), sondern der Landweg zugrunde gelegt wird. Der Platz liegt in der Nachbarschaft des Ǧebel en-Nebā, an dem der alte Name haftet, bzw. beim Bergrücken Rās es-Siyāġa, auf dem der Berg Nebo (Nebo, Berg) der antiken Quellen lokalisiert wird. Der Scherbenbefund von Ḫirbet el-Muḫayyaṭ lässt auf eine intensive Besiedlung während er Eisenzeit II schließen (Zwickel, Wolfgang 1990a, 157; Gaß, Erasmus 2009a, 253f). Zwei Gräber dieser Epoche wurden freigelegt (Saller, Sylvester J. 1966a). Neuere Grabungen lassen erkennen, dass hier in der ausgehenden Eisenzeit (6. Jh. v.Chr.), möglicherweise auch schon früher in der Eisenzeit II (9.–6. Jh. v.Chr.), ein befestigter Ort existierte (Foran, Debra u.a. 2015a; Foran, Debra u.a. 2016a; Edwards, Steven 2019a; Danielson, Andrew / Foran, Debra 2021a). Aus byzantinischer Zeit stammen mehrere Kirchen und eine Klosteranlage (Michel, A. 1998a). Die Besiedlungsgeschichte entspricht somit weitgehend den Erwähnungen in den Texten der alttestamentlichen Zeit und bei Eusebius.
Mitunter wird der Ort Nebo alternativ auf Ḫirbet ʿUyūn Mūsā gesucht (Aharoni, Yohanan 1984a, 444; Dearman, John Andrew 1989b, 180; Dearman, John Andrew 1997a, 207). Von der Lage her (s.o.) wäre eine solche Lokalisierung möglich. Da der ca. 200 x 80 m große Platz in der Eisenzeit II besiedelt und möglicherweise befestigt war (Gaß, Erasmus 2009a, 215f), spricht der archäologische Befund nicht gegen eine solche Gleichsetzung. Gern wird allerdings Sibma mit Ḫirbet ʿUyūn Mūsā in Verbindung gebracht (Kellermann, Diether u.a. 1992a; Mittmann, Siegfried 1995a, 21f).
Dagegen ist der gelegentlich geäußerte Vorschlag, den Ort Nebo auf der ca. 5 km nördlich von Ḫirbet el-Muḫayyaṭ gelegenen Ḫirbet el-Mḥaṭṭa zu suchen (vgl. Dearman, John Andrew 1989b, 180), nicht fundiert. Der Oberflächenbefund weist auf eine Besiedlung erst in römischer und byzantinischer Zeit (Schmitt, Götz 1995a, 130). Zudem liegt der Platz zu weit nördlich, um der Entfernungsangabe des Eusebius gerecht zu werden (zur Lage Jericke, Detlef / Schmitt, Götz 1993a).
 

 

Autor: Detlef Jericke, 2021; letzte Änderung: 2023-08-07 10:08:31

 

 

 

 

Lexikonartikel

  • BHH 2 (1964) 1295 (Elliger, Karl / Reicke, Bo; Art. Nebo)
  • NBL 2 (1995), 913f (Zwickel, Wolfgang, Art. Nebo)
  • ABD 4 (1992), 1056 (Ferch, Arthur J., Art. Nebo, Place)
  • NEAEHL 3 (1993), 111–115 (Piccirillo, Michele, Art. Nebo, Mount)

 

Literatur

Glueck, Nelson 1935a , 110f ;  Abel, Félix-Marie 1938a , 397f ;  Saller, Sylvester J. 1941aSaller, Sylvester J. / Bagatti, Bellarmino 1949a , 207–217 ;  Galling, Kurt 1954a , 190 ;  Simons, Jan 1959a , 380 § 1024 ;  Saller, Sylvester J. 1966aPiccirillo, Michele 1973aCogan, Mordechai 1979aKellermann, Mechthild u.a. 1985aGunneweg, Antonius H. J. 1985a , 52 ;  Cross, Frank Moore 1988a , 51f ;  Dearman, John Andrew 1989b , 180f ;  Blenkinsopp, Joseph 1989a , 87 ;  Zwickel, Wolfgang 1990a , 157.164 ;  Becker, Joachim 1990a , 20f ;  Kellermann, Diether 1991aKellermann, Diether u.a. 1992aMortensen, Peder 1992aJericke, Detlef / Schmitt, Götz 1993aMortensen, Peder 1993aSchmitt, Götz 1995a , 258f ;  Dearman, John Andrew 1997a , 207f ;  Piccirillo, Michele / Alliata, Eugenio 1998aMichel, A. 1998aMacDonald, Burton 2000a , 86f ;  Lefkovits, Judah K. 2000a , 297f ;  Gaß, Erasmus 2009a , 188.253f ;  Foran, Debra u.a. 2015aForan, Debra u.a. 2016aEdwards, Steven 2019aDanielson, Andrew / Foran, Debra 2021aGaß, Erasmus 2021a , 134.247 ;