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Bergrücken der Jebusiter

 

 

 

 

 

 

Weitere Namen

Bergrücken des Jebusiters; Berghang der Jebusiter; Schulter des Jebusiters; shoulder of the Jebusite

Lokalisierungsvorschläge

Namensformen AT

כתף היבוסי kætæp hajebûsî. τό νῶτον Ιεβους. „Schulter des Jebusiters“

Belege AT

Jos 15,8; Jos 18,16

Belege NT

ausserbiblische Belege aus vorhellenistischer Zeit
(BIS CA. 300 v.Chr.)

Deuterokanonische Texte und Ausserbiblische Belege
ab hellenistischer Zeit

Beschreibung

Das Gentilizium „Jebusiter“ und der davon abgeleitete Ortsname Jebus sind eng mit Jerusalem verbunden (u.a. Jos 18,28; Ri 19,10-11). Daher ist davon auszugehen, dass auch der „Bergrücken der Jebusiter“ (genauer: „Schulter des Jebusiters“) in oder bei Jerusalem gedacht ist. Im Alten Testament wird der „Bergrücken der Jebusiter“ bei der Beschreibung der Nordgrenze Judas (Jos 15,8) bzw. der Südgrenze Benjamins (Jos 18,16) jeweils als Grenzfixpunkt genannt. Allerdings ist fraglich, ob das Toponym jemals ein aktueller Name für eine Geländeformation war. Eine Grabinschrift aus Silwān am Osthang des Kidrontals belegt zwar in der Wendung ḥdr bktp ḥṣr („Kammer am Abhang des Felsens“ [TUAT 2, 558] bzw. „Grabkammer an der Seite des Grabes“ [Renz, Johannes / Röllig, Wolfgang 1995a, 261‒263]) eine kātep genannte Geländeformation bei Jerusalem; damit dürfte jedoch der „Abhang“ bzw. „Bergrücken“ gemeint sein, an dem das Grab liegt (Kallai, Zecharia 1986a, 127f, mit Verweis auf Avigad, Nahman 1955a), während ein Bezug auf den „Bergrücken der Jebusiter“ (Aharoni, Yohanan 1958b, 30Anm. 2) wenig wahrscheinlich ist. Die alttestamentliche Wendung „Bergrücken der Jebusiter“ ist vermutlich eine literarische Bildung bzw. ein literarisches Stilmittel, das kartographische Befunde beschreibend wiederzugeben versucht. Die Grenzbeschreibungen des Josuabuchs verwenden mehrfach den Terminus kātep „Bergrücken“ in Verbindung mit einem Ortsnamen, um topographische Relationen und territoriale Zugehörigkeiten einzelner Orte zu einem Stammesgebiet auszudrücken (Jos 18,12-13; Jos 18,18-19). Daher ist allenfalls die Frage sinnvoll, wo nach Ansicht der Verfasser der Grenzbeschreibungen der entsprechende Bergrücken liegen sollte. Die Belegstellen besagen, dass das Hinnomtal (Wādī er-Rabābe) südlich des „Bergrückens der Jebusiter“ lag. Da das Hinnomtal westlich und südlich Jerusalems verläuft, sollte der Ausdruck „Bergrücken der Jebusiter“ eine Geländeformation im heutigen Stadtgebiet bezeichnen. Zur Lokalisierung wird  meist der etwas höhere und breitere Südwesthügel bzw. sein südlicher Ausläufer vorgeschlagen (Simons, Jan 1952a, 246f; Noth, Martin 1953a, 88; Rösel, Hartmut N. 2011a, 239; Wibilex, Art. Jebus / Jebusiter, 3.1.; WiBiLex, Art. Jerusalem, 2.4.) in Ausnahmefällen auch der schmalere Südosthügel (Kallai, Zecharia 1986a, 136f; McKinny, Charles Christopher 2016a, 62). Beide Hügel liegen nördlich des Hinnomtals und erfüllen somit die Vorgaben der Textbelege. Auf dem Südosthügel lag die älteste Siedlung Jerusalems ab dem 4./3. Jahrtausend v.Chr.. Hier ist auch die „Davidstadt“ zu suchen, die mit der Bezeichnung „Jebusiter“ in Zusammenhang gebracht wird (2Sam 5,6-10). Der Südwesthügel war erst ab dem 8. Jh. v.Chr. dauerhaft besiedelt und in die befestigte Stadt miteinbezogen. Allerdings dürften die in Frage stehenden alttestamentlichen Texte kaum vor dem 8. Jh. v.Chr. entstanden sein, so dass aus der unterschiedlichen Besiedlungsgeschichte beider Hügel kein Kriterium für eine Lokalisierung des „Bergrückens der Jebusiter“ zu gewinnen ist.
 

 

Autor: Detlef Jericke, 2019; letzte Änderung: 2019-09-12 11:34:09

 

 

 

 

Lexikonartikel

  • BHH 2 (1964), 832 Abb. 2 (Kosmala, Hans, Art. Jerusalem)
  • NBL 2 (1995), 280f (Schottroff, Willy, Art. Jebusiter)
  • ABD 3 (1992), 652f (Reed, Stephen A., Art. Jebus)
  • WiBiLex 2011 (Gaß, Erasmus, Art. Jebus / Jebusiter); 2016 (Bieberstein, Klaus, Art. Jerusalem, 2.4.)

 

Literatur

Simons, Jan 1952a , 246f ;  Noth, Martin 1953a , 88 ;  Aharoni, Yohanan 1958b , 30 ;  Miller, James Maxwell 1974a , 121 ;  Kallai, Zecharia 1986a , 136f ;  Fritz, Volkmar 1994a , 160 ;  Hübner, Ulrich 2002a , 33f ;  Rösel, Hartmut N. 2011a , 239 ;  McKinny, Charles Christopher 2016a , 62 ;  Jericke, Detlef 2020a , 167–170 ;