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Elim

 

 

 

 

 

 

Weitere Namen

Lokalisierungsvorschläge

  • kein Lokalisierungsvorschlag (odb)   

Namensformen AT

אילם ʾêlim. Αιλιμ

Belege AT

Ex 15,27; Ex 16,1; Num 33,9-10

Belege NT

ausserbiblische Belege aus vorhellenistischer Zeit
(BIS CA. 300 v.Chr.)

Deuterokanonische Texte und Ausserbiblische Belege
ab hellenistischer Zeit

Ἠλιν (Josephus, antiquitates 3,9);
Αἰλιμ (Eusebius, Onomastikon 8,23f: Notley R. Steven / Safrai, Zeʾev 2005a, 10, Nr. 12; Timm, Stefan 2017a, 9 Zeile 6f, Nr.12) [12 quellen und 70 palmen]
Helim (Origines, in exodum homilia VII, 3: MignePG 12, 343)
’ljm (Targum Onkelos: Sperber, Alexander 1959a, 115; Targum Jeruschalmi I/Pseudojonatan: Díez Macho, Alejandro 1980a, 121; Targum Neofiti zu Ex 15,27 und Ex 16,1 Díez Macho, Alejandro 1970a, 103)
Surandala (Antoninus Placentinus 41: Donner, Herbert 2002a, 286)

Beschreibung

Name

Elim ist die hebräische Bezeichnung für große Bäume. Dies entspricht Ex 15,27. Der Vers schildert Elim als eine fruchtbare Oase mit Wasserstellen und Baumbestand. Während Josephus und Eusebius der LXX-Schreibung folgen, geben christliche Pilgererzählungen eine abweichende Namensform an. So schreibt der anonyme Pilger von Piacenza im 6. Jh. n.Chr., dass seine Pilgergruppe an einem Ort mit 72 Palmen und 12 Quellen Rast machte und dass dort ein Kastell namens Surandala sei. Dorthin will er von Sochot (Sukkot, Ägypten) und Magdalum (Migdol), also aus dem östlichen Nildelta gekommen sein (Maiberger, Paul 1983a, 166; Donner, Herbert 2002a, 286 Anm. 187). Insofern könnte mit Surandala das alttestamentliche Elim gemeint sein (s.u.). Petrus Diaconus (12. Jh. n.Chr.) nennt den Ort Arandara und beruft sich dabei auf nicht erhaltene Teile des Pilgerberichts der Etheria aus dem 4. Jh. n.Chr. (Davies, Graham I. 1979a, 38‒42; Maiberger, Paul 1983a, 165f; Donner, Herbert 2002a, 286 Anm. 189). Die Ortsnamen Surandala bzw. Arandara werden gern zur Lagebestimmung von Elim herangezogen (s.u.).

Altes Testament

Elim ist nach Mara (Ex 15,23) die zweite Station nach dem Aufbruch vom Schilfmeer und der Durchquerung der Wüste Schur (Ex 15,22). Das Exodusbuch erzählt weiterhin, dass die Israeliten von Elim in die Wüste Sin kamen, die zwischen Elim und Sinai liegen soll (Ex 16,1). Nach dieser topgraphischen Inszenierung ist Elim zwischen der Wüste Schur und der Wüste Sin vorzustellen. Das Itinerar Num 33 dagegen listet Mara und Elim (Num 33,8-10) noch vor dem Schilfmeer auf (Num 33,10-11), und statt der Wüste Schur steht hier die Wüste Etam (Num 33,8). Die Wüste Sin wird erst nach dem Schilfmeer genannt (Num 33,11-12). Die Vorstellung von Num 33 stimmt demnach nur insofern mit Ex 15-16 überein, dass Elim zwischen den Wüsten Schur/Etam und Sin platziert ist, wobei der Ort im literarischen Nahkontext zwischen der Wüste Etam und dem Schilfmeer liegen soll. Bei Num 33 handelt es sich erkennbar um eine literarische Konstruktion, die zwischen dem Meer als dem Ort des Rettungswunders (Num 33,8) und dem Schilfmeer als einfacher Wegstation (Num 33,10-11) unterscheidet und auf diese Weise den Wechsel der beiden letztgenannten Toponyme in Ex 13-15 interpretiert. Insofern ist fraglich, inwieweit diese Angaben zur Lagebestimmung von Elim herangezogen werden können. Eine solche kann sich allenfalls auf Ex 15 und Ex 16 stützen. Die Erwähnung von 12 Brunnen und 70 Palmen (Ex 15,27) erweckt den Anschein, dass der Platz den Verfassenden bekannt war. Eine genauere Lokalisierung erscheint jedoch problematisch, da weder die Lage von Mara noch die topographische Identität der Wüste Sin zweifelsfrei zu bestimmen sind. Sollten diese beiden Toponyme an der Ostküste des Golfs von Suez zu suchen sein, könnte auch Elim hier gelegen haben. Wenn die Wüste Sin jedoch in Nachbarschaft zum Ort Sin, also östlich des Nildeltas, vorzustellen ist, bliebe für die Suche nach Elim ein relativ überschaubarer Landstrich zwischen dem östlichen Delta (Wüste Schur) und dem daran anschließenden Wüstengebiet (Wüste Sin). Die letztgenannte Option ließe sich sogar mit der Platzierung von Elim in Num 33 zwischen dem Meer, d.h. dem Sirbonischen See (Ṣabḫat el-Bardawīl) an der Mittelmeerküste östlich des Nildeltas, und dem Schilfmeer (vielleicht die Bitterseen nördlich von Suez oder der Golf von Suez) in Einklang bringen. Insgesamt gesehen sind die topographischen Überlegungen zu Elim, Mara und der Wüste Sin so eng verknüpft, dass Zirkelschlüsse vorprogrammiert sind, wenn man sich auf die vermeintlich sichere Lokalisierung eines der drei Toponyme stützt.

Nachalttestamentliche Dokumente und Lokalisierung

Das Jubiläenbuch aus dem 2. Jh. v.Chr. nennt Elim lediglich als Anhaltspunkt zur Lagebestimmung der Wüste Sin/Sinai (Jub 50,1; Vanderkam, James C. 1989a, 325), ohne den Baumbestand und den Wasserreichtum zu erwähnen. Dagegen wurden die entsprechenden Zahlenangaben aus Ex 15,27 seit dem 2. Jh. n.Chr. sowohl in der christlichen wie in der rabbinischen Auslegungstradition als symbolische Werte verstanden (Maiberger, Paul 1983a, 164f; EBR 7, 721f). Gleichzeitig enthält die frühchristliche Tradition einige Hinweise zur vermeintlichen Lage von Elim. Die Angaben des Pilgers von Piacenza und des Petrus Diaconus zu Surandala bzw. Arandara bezogen Orientreisende seit dem ausgehenden 18. Jahrhundert wegen der Namensähnlichkeit auf die Mündung des Wādī Ġarandal etwa auf halbem Weg zwischen Suez und dem Südende der Sinaihalbinsel (u.a. Niebuhr, Carsten 1772a, 403; vgl. Maiberger, Paul 1983a, 166; zur Lage Schmitt, Götz 2001a). Dort findet sich eine große Oase, aus der auch einige archäologische Reste der byzantinischen Zeit berichtet sind (Abel, Félix-Marie 1938a, 210). Der genannte Vorschlag hat vergleichsweise breite Zustimmung gefunden, zumal der Platz nahe bei ʿAin Ḥawwara liegt, wo mitunter Mara gesucht wird (Abel, Félix-Marie 1938a,210.312; Simons, Jan 1959a, 252 § 428; Houtman, Cornelis 1993a, 103; Jacob, Benno 1997a, 453; Hoffmeier, James Karl 2005a, 161‒163). Er setzt jedoch voraus, dass sowohl Mara als auch die Wüste Sin ebenfalls an der Küste des Golfs von Suez vorzustellen sind. Bei genauerer Betrachtung können die Hinweise des Pilgers von Piancenza jedoch auch auf eine Lage von Surandala/Elim östlich des Nildeltas verweisen, da die beiden (angeblich) zuvor von ihm besuchten Orte Sukkot (Sukkot, Ägypten) und Migdol am Ostrand des Deltas zu suchen sind. In dem Fall läge Elim tatsächlich, wie dies das Itinerar von Ex 15-16 voraussetzt, zwischen der Wüste Schur und dem Ort Sin bzw. der Wüste Sin, wenn diese in der Umgebung des gleichnamigen Orts zu lokalisieren ist.
Daneben werden der im Süden der Ostküste des Golfs von Suez gelegene Hafenort eṭ-Ṭūr bzw. die nördlich desselben zu findenden Wasserstellen bei Bīr Abū Suwēra und am Abhang des Ǧebel Ḥammām Sidnā Mūsā für eine Gleichsetzung mit Elim vorgeschlagen (Maiberger, Paul 1983a, 165; Maiberger, Paul 1984a, 14; Schmitt, Götz 2001a). Die genannten Wasserstellen speisen die größte Oase an der Ostküste des Golfs von Suez. Archäologisch sind Kirchen- und Klosteranlagen aus byzantinischer Zeit bezeugt (Schmitt, Götz 2001a). Hier lag der von Diodorus Siculus (1. Jh. v.Chr.) genannte und nach seinem Zeugnis bereits von Agatharchides von Knidos (2. Jh. v.Chr.) erwähnte Ort Phoinikōn („Palmenwald“) (Diodorus Siculus 3, 42f). Meyer will Phoinikōn mit Elim gleichsetzen, weil er für Phoinikōn ein vorchristliches Heiligtum postuliert und Elim („Götter“) als Pluralbildung von El („Gott“) versteht. Gleichzeitig sucht er hier auch Mara, da der Text des Diodorus von „Maraniten“ in Phoinikōn spricht (Meyer, Eduard 1906a, 100‒103). Andere berufen sich zugunster dieser südlichen Ansetzung von Elim auf das einem gewissen Ammonios zugewiesene Zeugnis aus dem 4. Jh. n.Chr., das in seiner Zuverlässigkeit allerdings zweifelhaft erscheint. Darin wird von einem Überfall auf Eremiten erzählt, die sich im Ort Raithu niedergelassen hatten, den sie für das biblische Elim hielten. Raithu wird ebenfalls aufgrund des Namensanklangs bei eṭ-Ṭūr gesucht (Davies, Graham I. 1979a, 37f; Maiberger, Paul 1983a, 165). Die Ansetzung von Elim bei eṭ-Ṭūr, von wo aus der Süden der Sinaihalbinsel mit dem traditionellen Gottesberg bzw. Berg Sinai (Sinai, Berg) leicht zu erreichen ist, impliziert allerdings, dass Sin lediglich eine Abbreviatur von Sinai darstellt und die Wüste Sin, die von Elim aus erreicht wird (Ex 16,1), mit der Wüste Sinai identisch ist. Diese Prämisse ist wenig wahrscheinlich (vgl. Wüste Sin). 
Mitunter wird Elim auch ganz im Norden der Ostküste des Golfs von Suez bei denʿUyūn Mūsā („Mosequellen“) ca. 15 km südöstlich von Suez vermutet (Har-El, Menashe 1983a; vgl. Hoffmeier, James Karl 2005a, 163). Eine vergleichsweise vage Begründung dafür könnte darin liegen, dass hier ein in der Topographia Christinana des Kosmas Indikopleustes (6. Jh. n.Chr.) erwähnter und zu dem bei Diodorus Siculus genannten Phoinikōn namensgleicher Platz lag, der meist mit Mara gleichgesetzt wird (Vgl. Schmitt, Götz 2001a). Zumindest hat der Vorschlag, Elim mit den denʿUyūn Mūsā gleichzusetzen, keine weitere Zustimmung gefunden.
Das alttestamentliche Elim wurde nicht allein an der Ostküste des Golfs von Suez, sondern auch am Golf von ʿAqaba gesucht. Grundlage dafür war die bereits von mittelalterlichen Geographen aufgebrachte Vermutung, Elim sei mit dem alttestamentlichen Elat/Elot (wahrscheinlich Tell el-Ḫulēfe am Nordende des Golfs von ʿAqaba) identisch. Die Gleichsetzung fand insbesondere bei denjenigen Anklang, die im Gefolge von Charles Beke (Beke, Charles T. 1878a) und Alois Musil (Musil, Alois 1926a) den Berg Sinai (Sinai, Berg) in Nordwestarabien suchten (u.a. Koenig, Jean 1963a; Koenig, Jean 1964a; Noth, Martin 1940a = Noth, Martin 1971a, 55–74). Abgesehen von der Problematik der These zur Lage des Sinai ist auch die philologische Basis für eine Gleichung der Namensformen Elim und Elat/Elot nicht hinreichend gesichert.
Das Referat der Lokalisierungsvorschläge zu Elim zeigt, dass die Vorstellungen, wo der Platz zu suchen ist, weit auseinander gehen. Eine zuverlässige historisch-topographische Verortung oder auch eine gesicherte Aussage dazu, wo der Ort vorzustellen ist, scheitert an den ungeklärten Lagebestimmungen von Mara, der Wüste Sin oder auch des Berges Sinai (Sinai, Berg). Letztlich bleibt die Minimalaussage, dass Elim zwischen dem Ostrand des Nildeltas und dem Südende der Sinaihalbinsel lag. Eine genauere Bestimmung ist vorerst nicht möglich.

 

Autor: Detlef Jericke, 2021; letzte Änderung: 2021-03-04 12:33:13

 

 

 

 

Lexikonartikel

  • BHH 1 (1962), 399 (Herrmann, Siegfried, Art. Elim)
  • NBL 1 (1991) 520f (Görg, Manfred, Art. Elim)
  • ABD 2 (1992), 469 (Zorn, Jeffrey R., Art. Elim)
  • EBR EBR 7 (2013) 721f (Sun, Chloe, Art. Elim)

 

Literatur

Niebuhr, Carsten 1772a , 403 ;  Niebuhr, Carsten 1774a , 227f ;  Burckhardt, John Lewis 1822a , 473f ;  Burckhardt, Johann Ludwig 1824a , 778f ;  Raumer, Karl von 1837a , 24 ;  Robinson, Edward 1841a , 99f ;  Seetzen, Ulrich Jasper 1855a , 117f ;  Palmer, Edward Henry 1871a , 40f.273f ;  Bartlett, Samuel Concord 1879a , 185-207.391 ;  Meyer, Eduard, 1906a , 100‒103 ;  Schiwietz, Stephan 1913a , 29 ;  Abel, Félix-Marie 1938a , 100‒103 ;  Simons, Jan 1959a , 252 § 428 ;  Koenig, Jean 1963a , 15 ;  Noth, Martin 1968a , 101f ;  Davies, Graham I. 1979a , 37–46.82–84 ;  Maiberger, Paul 1983a , 164–167 ;  Har-El, Menashe 1983a , 356f ;  Maiberger, Paul 1984a , 14 ;  Robinson, Bernard P. 1987aHoutman, Cornelis 1993a , 103 ;  Jacob, Benno 1997a , 453 ;  Schmitt, Götz 2001aOblath, Michael D. 2004a , 115f ;  Hoffmeier, James Karl 2005a , 161‒163 ;