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Kelach

 

 

 

 

 

 

Weitere Namen

Kalah; Calah; Celah; Kalḫu

Lokalisierungsvorschläge

Namensformen AT

כלח kālaḥ. Χαλαχ

Belege AT

Gen 10,11-12

Belege NT

ausserbiblische Belege aus vorhellenistischer Zeit
(BIS CA. 300 v.Chr.)

kalḫu (neuass.: Parpola, Simo 1970a, 190−193)

Deuterokanonische Texte und Ausserbiblische Belege
ab hellenistischer Zeit

Λαρισα? (Xenophon, anabasis 3,4)
Καλαχηνη? (Strabon 16,1.1)
hdjp (Targum Neofiti: Díez Macho, Alejandro 1988a, 64)
ḥdjwt/ḥdjjt (Targum Pseudo-Jonatan: Díez Macho, Alejandro 1988a, 65)

Beschreibung

Kelach soll eine der Städte des legendären Nimrod sein, wenn man mit den meisten Auslegenden die Syntax in Gen 10,11 so versteht, dass „Assur“ nicht Subjekt, sondern richtungsanzeigender Akkusativ ist („nach Assur“), d.h. wenn der Vers so zu verstehen ist, dass nicht Assur, sondern der Gen 10,8–9 genannte Nimrod die Orte Ninive, Rehobot-Ir, Kelach und Resen baute. Mit Kelach ist der aus neuassyrischen Texten bekannte Ort kalḫu gemeint, der mit dem heutigen Siedlungshügel Nimrūd ca. 35 km südöstlich von Ninive am linken Ufer des Tigris gleichzusetzen ist. Meist wird angenommen, dass der neuzeitliche Name Nimrūd auf die alttestamentliche Figur des Nimrod zurückzuführen ist. Der Ort war schon im 6./5. Jt. v.Chr. besiedelt. Ab dem 13. Jh. v.Chr. wurde er zu einer Stadt ausgebaut. Der neuassyrische König Assurnasirpal II. (883−859 v.Chr.) machte kalḫu zu seiner Residenzstadt und wertete damit die Stadt noch einmal auf. Er ließ einen repräsentativen Palast („Nordwestpalast“) mit Gartenanlagen und Bewässerungskanälen sowie mehrere Tempel errichten, u.a. für Ischtar, Nabu und für Ninurta, den Hauptgott der Stadt. Unmittelbar neben dem Ninurta-Tempel im Norden der eigens befestigten und ca. 20 ha großen Oberstadt sind Reste eines Tempelturms (Zikkurat) nachgewiesen. Möglicherweise ist die Figur des Nimrod in Gen 10 von der Gottheit Ninurta abzuleiten (DNP 8 (2000), 950f; Fenton, Terry 2010a), wobei jedoch eine Vielzahl weiterer Erklärungsmöglichkeiten zum Verständnis des biblischen Nimrod angeboten wird (Westermann, Claus 1974a, 688; Levin, Yigal 2002a). Die Stadtmauer von kalḫu war ca. 7,5 km lang und umschloss eine Fläche von etwa 360 ha. Assurnasirpals Nachfolger Salmanasser III. (858−824 v.Chr.) ließ im südöstlichen Bereich der Unterstadt auf einem heute Tell ‘Azar genannten Hügel eine weitere Palastanlage („Fort Shalmaneser“) bauen. Eine eigene, vielbeachtete Fundgruppe aus kalḫu/Nimrūd stellen die Elfenbeinarbeiten dar, die vornehmlich aus dem 8. Jh. v.Chr. stammen und deren Motivik sich teilweise auf ähnlichen Stücken aus Samaria findet (Winter, Irene J. 1976a; Herrmann, Georgina / Laidlaw, Stuart 2013a). kalḫu blieb Residenz der neuassyrischen Könige, bis Sargon II. (722−705 v.Chr.) mit dem ca. 50 km weiter nördlich gelegenen dūr-šarrukēn/Ḫorsābād eine neue Hauptstadt einrichtete. Seit dieser Zeit war kalḫu ein regionales Zentrum. Siedlungsreste sind bis in die hellenistische Zeit nachgewiesen. Xenophon (anabasis 3,4) erwähnt eine Stadt Larisa am Ufer des Tigris. Diese wird aufgrund seiner Beschreibung gern mit Kelach/kalḫu gleichgesetzt. Xenophon gibt die Länge der sichtbaren Stadtmauer mit zwei Parasangen (ca. 12 km) an, was als grobe Schätzung dem archäologischen Befund in Nimrūd (ca. 7,5 km) entsprechen könnte. Allerdings sei die Stadt zu seiner Zeit unbewohnt gewesen, da die Bewohner bei der Belagerung durch persische Truppen auf wunderbare Weise fliehen konnten. Außerdem schreibt Xenophon, dass neben der Stadt eine steinerne Pyramide stand. Damit könnten Reste des Tempelturms (Zikkurat) im Norden der Oberstadt gemeint sein, die noch bei den Ausgrabungen um die Mitte des 20. Jahrhunderts als pyramidenförmiges Gebilde gut sichtbar waren (Oates, Joan / Oates, David 2001a, Plate 1). Ob diese Angaben für eine Gleichsetzung mit Kelach/kalḫu/Nimrūd ausreichen, erscheint offen, da der Name Larisa keinen Anklang an die keilschriftliche bzw. biblische Namensform erkennen lässt. Eine von Strabon erwähnte assyrische Landschaft Καλαχηνη ist ebenfalls nicht zuverlässig mit Kelach/kalḫu, sondern eher mit der nördlich von Ninive zu suchenden Region Halach (2Kön 17,6; 2Kön 18,11; 1Chr 5,26; Ob 1,20) in Zusammenhang zu bringen.

 

Autor: Detlef Jericke, 2015; letzte Änderung: 2023-04-15 11:02:13

 

 

 

 

Lexikonartikel

  • RLA 5 (1980), 303–323 (Postgate, John Nicholas / Reade, Julian E., Art. Kalḫu)
  • BHH 2 (1964), 920 (Reicke, Bo, Art. Kalah)
  • TRE 4 (1979), 271-273 (Lambert, Wilfred George, Art Assyrien und Israel)
  • ABD 1 (1992), 807f (Grayson, A. Kirk, Art. Calah)
  • DNP 6 (1999), 170 (Hausleiter, Arnulf, Art. Kalḫu); 8 (2000), 950f (Frahm, Eckart, Art. Nimrod)
  • WiBiLex 2017 (Schmitt, Aaron, Art. Kalchu)
  • EBR 4 (2012), 774-775 (Nissinen, Martti, Art. Calah); 21 (2023), 486–508 (Bührer, Walter u.a., Art. Nimrod)

 

Literatur

Layard, Austen Henry 1850aDelitzsch, Franz 1887a , 216 ;  Gunkel, Hermann 1910a , 88 ;  Simons, Jan 1959a , 525 § 1691 ;  Cassuto, Umberto 1964a , 203 ;  Speiser, Ephraim Avigdor 1964a , 68 ;  Mallowan, Max Edgar Lucien 1966aLipiński, Edward 1966aWestermann, Claus 1974a , 692 ;  Weippert, Helga 1988a Register („Nimrūd“) ;  Kessler, Karlheinz 1991aEickhoff, Tilman 1991a , 450f ;  Oded, Bustenay 2000a , 92f ;  Oates, Joan / Oates, David 2001aSchweizer, Günther / Mittmann, Siegfried 2001aLevin, Yigal 2002aHerrmann, Georgina 2004aCurtis, John E. 2008aBryce, Trevor 2009a , 507-510 ;  Fenton, Terry 2010aHerrmann, Georgina / Laidlaw, Stuart 2013aJericke, Detlef 2013a , 51f ;  Portuese, Ludovico 2021a