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Lebo-Hamat

 

 

 

 

 

 

Weitere Namen

Lebo-hamath; Entrance of Hamath

Lokalisierungsvorschläge

  • Marǧaʿyūn (Fachliteratur)   
  • Rastan (Fachliteratur)   
  • Tell ʿAmmatā (Fachliteratur)   

Namensformen AT

Belege AT

Num 13,21; Num 34,8; Jos 13,5; Ri 3,3; 1Kön 8,65; 2Kön 14,25; Ez 47,15 LXX; Ez 47,20; Ez 48,1; Am 6,14; 1Chr 13,5; 2Chr 7,8
 

Belege NT

ausserbiblische Belege aus vorhellenistischer Zeit
(BIS CA. 300 v.Chr.)

rbj (ägyptisch: Posener, Georges 1940a, 80f; Aḥituv, Shmuel 1984a, 131; Gaß, Erasmus 2005a, 203f; Hannig, Rainer 2006a, 1162)
labāʾu (neuassyrisch: Parpola, Simo 1970a, 221; Bagg, Ariel M. 2007a, 151)
 

Deuterokanonische Texte und Ausserbiblische Belege
ab hellenistischer Zeit

Αἰμαθ (Eusebius, Onomastikon: Timm 25,8‒26,2, Nr. 65; Klostermann 22,23‒28; Notley R. Steven / Safrai, Zeʾev 2005a, 24f, Nr. 65)
Ἐμαθ (Eusebius, Onomastikon: Timm 102,9, Nr. 406; Klostermann 82,23; Notley R. Steven / Safrai, Zeʾev 2005a, 81, Nr. 406)
Libo (Itinerarium Antonini Augusti 198, 3: Cuntz, Otto 1929a, 27)
 

Beschreibung

Die außerbiblischen Belege der vorhellenistischen Zeit zeigen, daß Lebo ein Ortsname ist, nicht ein Landschafts- oder Flurname. LXX hat den Charakter als zusammengesetzten Ortsnamen nur mehr in Ri 3,3 (Λαβωεμαθ) bewahrt, ansonsten stehen Kurzformen wie Αἰμαθ (Num 13,21 LXXA) bzw. Ἐμαθ (Jos 13,5) oder die Umschreibung ἡ εἴσοδος Ημαθ „der Zugang nach Hamat“. Die Verbindung Lebo-Hamat zeigt an, daß Lebo im Gebiet von Hamat, einem Ort bzw. einer Landschaft in Mittelsyrien liegt. Lebo-Hamat wird als nördlichster Punkt des von Israel beanspruchten Siedlungsgebiets (Num 13,21; 1Kön 8,65; 2Kön 14,25; 1Chr 13,5) bzw. als Teil der Nordgrenze des Landes Kanaan (Num 34,8; Ez 47,20; Ez 48,1) genannt. Nähere Auskünfte über die Lage des Orts geben Jos 13,5 und Ri 3,3. Die beiden Verse nennen die Ausdehnung des Libanongebirges „von Baal-Gad am Fuß des Hermongebirges bis nach Lebo-Hamat“ (Jos 13,5) bzw. vom „Berg Baal-Hermon bis nach Lebo-Hamat“ (Ri 3,3). Da der Hermon den südlichen Ausläufer des Libanon darstellt, ist Lebo-Hamat am Nordende desselben zu suchen. Die Ortschaft Lebwe in der nördlichen Biqāʿ, der alttestamentlichen Libanonsenke, hat anklangsweise den antiken Namen bewahrt. Westlich des heutigen Orts ist an vier Fundplätzen eine Besiedlung sowohl in der Bronze- und Eisenzeit als auch in der römisch-byzantinischen Epoche belegt (Kuschke, Arnulf u.a. 1976a, 24–27.82–86; Marfoe, Leon 1995a, 271–273; Gaß, Erasmus 2005a, 206). Lebwe liegt nur wenige Kilometer nördlich der Wasserscheide zwischen dem nach Süden verlaufenden Leontes / Nahr el-Liṭānī und dem nach Norden in die Ebene von Ḥoms und Ḥamā fließenden Orontes / Nahr el-ʿĀṣi. Bei Lebwe weitet sich das Orontes-Tal und erlaubt so einen Zugang zu den nördlich des Libanon gelegenen Gebieten. Daher gehört der Ort allein von den natürlichen Gegebenheiten her zum Gebiet von Hamat (Ḥamā). Reisenden, die von Damaskus über den Libanon kommen, stellt sich Lebo-Hamat als „Zugang nach Hamat“ dar. Dass hier in der Antike eine Straße verlief, zeigt das Itinerarium Antonini Augusti, ein spätrömisches Verzeichnis von Straßenstationen, das Libo an der Straße von Hemisa / Ḥoms nach Damaskus zwischen Laudicia / Tell Nebi Mend (Kadesch am Orontes) und Heliupoli / Baʿalbek verzeichnet und damit auch die Lokalisierung von Lebo-Hamat bzw. Libo in Lebwe bestätigt. Die Gleichsetzung mit Rastan ca. 35 km südlich von Ḥamā (Hamat) setzt die Annahme voraus, Lebo-Hamat sei ein Landschaftsnahme bzw. ein Äquivalent zu Ribla, das nach Num 34,11 ebenfalls an der Nordgrenze des zugesagten Lands und nach anderen Belegen im „Land Hamat“ (2Kön 23,33; 2Kön 25,21; Jer 39,5; Jer 52,9; Jer 52,27) liegt (Furrer, Konrad 1885a, 27; Abel, Félix-Marie 1933a, 301–304). Der Vorschlag, Lebo-Hamat am südlichen Rand des Libanon, in der Nähe von Dan (Noth, Martin 1935b, 242–247 = Noth, Martin 1971a, 271–275) bzw. bei Marǧaʿyūn am Südwestabhang des Hermon zu lokalisieren (Kasteren, J.P. van 1895a, 29), beruht u.a. auf der Annahme, das Toponym Hermon in Jos 13,5 und Ri 3,3 bezeichne den gesamten Antilibanon, da das Alte Testament für diesen Gebirgszug keinen eigenen Namen kenne. Tatsächlich sind jedoch mit Sirjon und Amana zwei Namen für den Antilibanon belegt.
Wenig hilfreich sind die Angaben im Onomastikon des Eusebius. Der Eintrag Ἐμαθ (Timm 102,9; Klostermann 82,23) gibt die Jos 13,5 zu findende LXX-Schreibung wieder. Er bezieht sich jedoch auf Num 13,21, da der Kirchenvater Ἐμαθ als einen Ort beschreibt, zu dem die von Josua (!) ausgesandten Kundschafter kommen. Weitere Angaben zur Lage macht er an dieser Stelle nicht. Der Eintrag Αἰμαθ (Timm 25,8–26,2; Klostermann 22,23‒28) hingegen gibt eine Num 13,21 (LXXA) bezeugte Namensform wieder, soll sich jedoch auf Jos 13 beziehen. Eusebius hält Αἰμαθ für eine Stadt Rubens, wohl weil Jos 13,15-21 die Orte Rubens auflisten, unter denen Lebo-Hamat oder Hamat jedoch nicht genannt sind. Vielmehr liegt Lebo-Hamat nach Jos 13,5 an der Nordgrenze des noch nicht eroberten Lands. Eusebius setzt Αἰμαθ mit dem zeitgenössischen Ἀμμαθοῦς gleich, das nach seinen Angaben 21 Meilen (ca. 30 km) südlich von Pella (Ṭabaqat Faḥl 2078.2064; 32.446679 N, 35.613623 E) liegen soll und meist mit dem ca. 25 km südlich von Pella an der Einmündung des Jabboktals in das Jordantal liegenden Tell ʿAmmatā gleichgesetzt wird (Jericke, Detlef / Schmitt, Götz 1993a; Schmitt, Götz 1995a, 51f). Abgesehen von der freien Wiedergabe der Kunschaftererzählung Num 13f (Josua statt Mose als derjenige, der die Kundschafter aussendet), scheint Eusebius keine Vorstellung von der Lage Lebo-Hamats gehabt zu haben und hält sich deshalb, wie in manchen anderen Fällen, an ihm bekannte zeitgenössische Örtlichkeiten.
 

 

Autor: Detlef Jericke, 2021; letzte Änderung: 2022-01-31 16:39:41

 

 

 

 

Lexikonartikel

  • BHH 2 (1964) 629f (Elliger, Karl, Art. Hamat)
  • NBL 2 (1995), 20f (Görg, Manfred, Art. Hamat)
  • ABD 3 (1992), 36f (Wei, Tom F., Art. Hamath, Entrance of Num)
  • EBR 15 (2017) 1205f (Sergi, Omer, Art. Lebo-Hamath)

 

Literatur

Furrer, Konrad 1885a , 27 ;  Kasteren, J.P. van 1895a , 29 ;  Abel, Félix-Marie 1933a , 301–304 ;  Noth, Martin 1935b , 242–247 ;  Elliger, Karl 1936a , 40–45 ;  Mazar, Benjamin 1946a , 9 ;  Edel, Elmar 1952a , 258 ;  Aharoni, Yohanan 1953a , 156 ;  Galling, Kurt 1954c , 99 ;  Kuschke, Arnulf 1958a , 96 ;  Simons, Jan 1959a , 100f § 283 ;  North, Robert 1970/1971aNoth, Martin 1971a , 271–275 ;  Kuschke, Arnulf u.a. 1976a , 24–27.82–86 ;  Aharoni, Yohanan 1984a , 72–74 ;  Kellermann, Mechthild u.a. 1985aMazar, Benjamin 1986a , 189–202 ;  Bunnens, Guy u.a. 1990aRöllig, Wolfgang / Sader, Hélène S. 1991aBieberstein, Klaus / Mittmann, Siegfried 1991aFritz, Volkmar 1994a , 147 ;  Marfoe, Leon 1995a , 271–273 ;  Naʾaman, Nadav 1999bFritz, Volkmar 2000a , 22 ;  Jericke, Detlef 2001b , 132f ;  Gaß, Erasmus 2005a , 201–206 ;  Levin, Yigal 2006a